Neuss: Wohn- und Arzthaus statt einer Synagoge

Das ehemalige Landestheater wird abgerissen.

Neuss. Großbaustelle Drususallee: Zurzeit verschwindet der Bau des ehemaligen Landestheaters. Seit das RLT vor sieben Jahren ins umgebaute Horten-Kaufhaus umgezogen ist, steht der Komplex aus dem Jahr 1958 leer. Jetzt wird abgerissen und neu gebaut. Schon zum Dezember 2008 sollen hier Bewohner einziehen, Arztpraxen und eine Apotheke eröffnen.

Gedacht war das allerdings ganz anders. Unter großer Beachtung weit über die Stadtgrenzen von Neuss hinaus hatte der Stadtrat beschlossen, Grund und Gebäude an die Jüdische Gemeinde zu übergeben, die hier eine Synagoge mit Gemeindezentrum hätte einrichten können - mit Unterstützung des Landes. "Stadtreparatur der besonderen Art" nannte Bürgermeister Herbert Napp das damals. Doch die Jahre vergingen, das Gebäude stand weiter leer, die Finanzierung blieb unklar.

Neue Planungen des Neusser Unternehmens Objektplan, hinter dem die drei Architekten Peter Röttger, Rudolf Welzel und Klaus Wichmann stehen, nahmen Gestalt an. Statt Synagoge und Gemeindezentrum der Neubau einer viergeschossigen Wohn- und Bürogebäudes, die Fassadengestaltung an die benachbarten Bürgerhäuser angepasst, dazu eine Tiefgarage mit 20 Plätzen: Das fand dann auch die Zustimmung des Stadtrats. 6,5 Millionen Euro investiert das Unternehmen im Neusser Zentrum.

Nach dem Abriss entstehen an der Drususallee in dem neuen Komplex sechs Arztpraxen unterschiedlicher Fachrichtungen, eine Apotheke sowie in der 3. und 4. Etage acht Wohnungen. Bis auf eine Wohnung, so Alexander Busch von dem mit dem Vertrieb beauftragten Immobilienbüro Peter Busch, seien alle Objekte verkauft. Am 1. Dezember 2008 soll der Bau bezogen werden können.

Und die Synagoge? Es wird nicht gern darüber geredet in Neuss. Eine Mixtur aus Widerstand gegen die Pläne und hohen Kosten für die Sicherheitsvorkehrungen ließ das Projekt scheitern.

Derzeit wird an einer kurzfristig möglichen Lösung eines Gemeindezentrums an der Leostraße gearbeitet. Ein Synagogenbau könnte immer noch an dem alternativ geprüften Standort, der Promenadenstraße, möglich werden - allerdings erst mittelfristig. "Nicht vor 2010/2011", so schätzt es Bürgermeister Herbert Napp ein, könne dieser Standort in das Synagogenbau-Programm des Landes aufgenommen werden. Das Projekt aber sei nicht vergessen: "Wir halten es im Auge."