Kaarst: Ausstellung der Gegensätze
Kultur: Zwei Künstler zeigen minimalistische Zeichnungen und große bunte Gemälde.
Kaarst. Auf den ersten Blick wirken die Kinder auf den Bildern von Katharina Klemm normal - erst beim näheren Hinsehen fällt auf: Ein Mädchen hat einen verdrehten Fuß und zwei Kinder haben ein Fell wie Teddybären. "Das ist die Puppensammlung meiner Mutter. Ich fand sie immer etwas gruselig, deshalb habe ich sie zum Thema gemacht", sagt Klemm. Zehn Bilder der jungen Künstlerin hängen in der städtischen Galerie in Büttgen. Gemeinsam mit Hansjörg Krehl stellt sie noch bis zum 7. November ihre Werke aus.
Es ist kein Zufall, dass gerade die beiden aus den Bewerbern ausgewählt wurden. "Sechs bis acht Ausstellungen machen wir im Jahr, wir fassen immer zwei Künstler zusammen, die sich entweder gut ergänzen oder konträr zueinander sind", erklärt Klaus Stevens, Bereich Kultur in Kaarst.
Dass die beiden Künstler unterschiedlich arbeiten, erschließt sich dem Besucher auf Anhieb. "Ich finde die Ausstellungswirkung sehr schön, da sie durch die Ergänzung nicht überladen ist", erklärt Klemm. Große, farbige Bilder stehen im Kontrast zu den minimalistischen und kleinen Werken von Hansjörg Krehl. Mit Bleistift oder Kreide zeichnet er auf meist Din A4 großem Papier. Da die Werke auch keinen Titel haben, bleibt dem Betrachter nur das genaue Hinschauen.
Auf einigen Bildern ist eine Leiter zu entdecken oder auch ein bisschen Farbe, doch alles wirkt wie willkürlich hingezeichnet. Erst beim näheren Betrachten ergeben die Linien Konturen, und ein Gegenstand oder eine Person lässt sich erahnen. "Meine Zeichnungen erfordern die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters", sagt Hansjörg Krehl. Er macht Collagen aus altem Papier, er reißt und wischt, klebt und radiert. Viele Papier- und Zeichenschichten ergeben das Werk. Der Betrachter kann auf Spurensuche gehen, nach dem, was dargestellt sein könnte. "Farbe spielt bei mir eine sehr reduzierte Rolle", sagt Krehl.
Im Gegensatz dazu springen die Figuren von Klemm förmlich ins Auge. Sie sind groß, an manchen Stellen sehen sie unfertig aus, weil Kleider oder Haare nicht mit Farben ausgemalt wurden. Am imposantesten sind die beiden Werke des Schluckers. Sie sind ein Teil von Klemms Diplomarbeit. Ein nackter, sehr dicker Mensch schwebt vor einem grauen Hintergrund. "Er symbolisiert einmal die Daten- und Informationsflut, die einen schwer werden lassen und andererseits die Leichtigkeit, die sich durch die vielen Möglichkeiten ergeben", erklärt Klemm. Dass sie ihn mit Sprühlack erschaffen hat, ist an kleinen Farbspritzern zu erkennen. "Die Leichtigkeit findet sich auch im Material, Lack auf Aluminium", erklärt Klemm.
In der Ausstellung gibt es eine räumliche Trennung. "Wir geben den Künstlern nichts vor, sie müssen sich beim Aufbau einigen", sagt Stevens. Im Foyer hängen an einer Säule vier Bilder von Klemm, Krehls Werke hängen an zwei Wänden. Im Ausstellungsraum sind an den oberen Wände Krehlwerke zu finden und unten Klemms Gemälde.