Kaarst: Brückenschlag in 45 Sekunden

Wettbewerb: Schüler bauten am AEG Konstruktionen aus Holz wie einst Leonardo da Vinci.

Kaarst. Die Schüler stehen vor einer kniffligen Aufgabe. Sie wollen eine so genannte Leonardo-Brücke bauen, wie sie einst das Universalgenie Leonardo da Vinci konstruierte. Das Besondere an dem Bauwerk: Sie hält allein durch geschicktes Zusammenfügen und Verschränken von Holzbalken. Das siebenköpfige Team des Städtischen Meerbusch Gymnasiums hat die Aufgabe in rekordverdächtigen 45 Sekunden bewältigt. Alle übrigen Schüler-Teams aus dem Rhein-Kreis Neuss haben es zumindest bis ins Halbfinale geschafft.

Wie denkt ein Bauingenieur? Warum steht so ein Haus? Warum hält die Brücke? Angesichts des Fachkräftemangels will der Wettbewerb - initiiert von der Ingenieurkammer-Bau NRW (IK-Bau) - wieder mehr Interesse für solche Fragen wecken. Start war nun auf dem Sportplatz am Albert-Einstein-Gymnasium in Kaarst.

Dabei sind nicht nur Grips und Geschicklichkeit, sondern auch Teamgeist gefragt. "Wenn sich die Schüler im Team nicht organisieren, haben sie keine Chance", sagt Andrea Wilbertz von der IK-Bau. In Zusammenarbeit mit Professor Martin Mertens von der Fachhochschule Bochum hat sie das Projekt vorbereitet. Vom Meerbusch-Team ist sie begeistert. "Das ist unglaublich", staunt sie. Schon in der ersten Runde hatten die Meerbuscher ihre Brücke in knapp über zwei Minuten aufgebaut. "Wir haben im Unterricht mit Mikadostäbchen geübt", verrät die 17-jährige Andrea, einziges Mädchen in der Gruppe. "Auch mit Stiften und Kaffeelöffeln haben wir ein Modell gebastelt."

Jetzt muss das Team noch einen Wasserbecher über die fertige Brücke befördern. Außerdem prüft Professor Mertens, ob alle Vorgaben eingehalten wurden: Spannweite, Höhe und Belastbarkeit. Schließlich beantworten die Schüler noch ein paar Fachfragen. Wer beim Einführungsvortrag aufmerksam war, hatte gute Chancen alles richtig zu machen.

Mertens freut sich, dass die Aktion bei den Schulen auf so große Resonanz stößt. Vom Vorrundenstart im Kaarster Schulzentrum ist er begeistert. "Die Stimmung ist riesig", sagt er. "Scheinbar haben wir hier viele potenzielle Bauingenieure unter den Schülern."

Insgesamt 17 Mannschaften mit vier bis acht Schülern sind in Kaarst gegeneinander angetreten. Das AEG ist eine von neun Standortschulen in NRW, die den Wettbewerb mit landesweit 110 Teams durchführen. Die Sieger und die sechs schnellsten Zweitplatzierten aus allen Wettbewerben qualifizieren sich für das Landesfinale im Dezember in Bochum. Wer dort gewinnen will, kommt mit der Leonardo-Brücke allerdings nicht weiter, sondern muss eine eigene Konstruktion erarbeiten.