Kaarst: Die Laterne leuchtet im Fenster
In Kaarst werden traditionelle Martinsbräuche nach wie vor gepflegt.
Kaarst. Am Donnerstag ist Martinstag. Menschen verbinden viele Traditionen und Erinnerungen mit diesem Ereignis. Nicht jeder feiert das Fest ausgiebig, doch Laternen und Weckmänner finden sich bei vielen Kaarstern wieder.
Christa Potzler geht zu ihren Kindern, um einen gemütlichen Abend zu verbringen. "Ich bringe Weckmänner und Blümchen mit", sagt sie. Marlies Neuhufen feiert selber nicht mehr, ist aber für die Tradition des Grippschen zu haben.
"Ich stelle eine Laterne ins Fenster und mach die auch an, wenn die Kinder in der Straße morgens zur Schule gehen." Weiter stelle sie auch immer Teller mit Süßigkeiten für die Kinder bereit.
"Später können die Kinder auch Fotos, die ich von ihnen gemacht habe, bei mir abholen", erzählt sie. Allerdings kämen immer weniger Kinder vor ihre Tür. Es seien auch schon Jugendliche bei ihr gewesen, die nur Geld wollten.
"Ich wäre froh, wenn es abgeschafft wird", sagt Dorothee Witsch. "Man weiß nie, wann die Kinder klingeln, und dann hab ich auch nicht immer etwas da."
Für sie sei der ganze Brauch eher nervig. Anders sieht das Heinz-Gerd Tollhansen. Er feiert zwar selber nicht groß, hat aber für die Kinder beim Grippschen immer etwas da. In Frankreich, wo seine Tochter arbeitet, gebe es den Brauch erst garnicht.
Theo Kaumanns bezeichnet sich selbst als Traditionsmenschen. "Für Kinder gibt es immer eine große Schüssel am Martinstag bei mir, und ich spende für die Lebenshilfe Vorst", sagt er.
"Die Tradition sollten wir behalten, Halloween und dieses "Süßes sonst gibt’s Saures" brauchen wir nicht." Dafür gebe er den klingelnden Kindern keine Süßigkeiten. "Im Kindergarten helfe ich meinen Enkelkindern beim Laternenbasteln", erzählt Heidemarie Seidel. Am Abend hilft sie dann noch beim Verkauf von traditionellen Muzen, Glühwein und Kakao.
Peter und Ingrid Unger warten zu Hause auf die Kinder. Doch seitdem ihre eigenen Kinder aus dem Alter heraus sind, haben sie das Gefühl, dass allgemein weniger Kinder grippschen. "Es kommen kaum noch welche vorbei", sagt Ingrid Unger. "Der Brauch ist schon wichtig, wir spenden auch immer etwas", ergänzt Peter Unger.