Kaarst feiert wieder ohne Tollitäten

Auch in dieser Session gibt es kein närrisches Oberhaupt. Derweil entwickelt sich die Teilnehmerzahl des Zuges positiv.

Foto: Hans-Jürgen Bauer/Fotomontage: Red

Kaarst/Büttgen. Die Karnevalssession, die in diesem Jahr besonders kurz ist, hält zahlreiche närrische Termine bereit. Die Erste Kaarster Narrengarde Blau-Gold und die „5 Aape“ in Büttgen sind nicht unzufrieden damit, wie es bis jetzt gelaufen ist. Aber eines fehlt — schon wieder: Kaarst feiert ohne Stadtprinzenpaar. Welche Gründe kann es dafür geben? Ist dieses Amt möglicherweise zu kostspielig oder zu zeitaufwendig? Oder besitzt das Sommerbrauchtum in Kaarst einfach einen höheren Stellenwert?

Heinz Käsgen ist Vorsitzender der Ersten Kaarster Narrengarde Blau-Gold. Er liebt das Sommer- und Winterbrauchtum gleichermaßen, marschiert in Kaarst im Jägerzug „Lustige Jonge“ mit und ist auch beim großen Neusser Schützenfest aktiv mit dabei. Der 67-Jährige weiß eines ganz genau: „Niemand, der Prinz oder Prinzessin in Kaarst war, hat seine Entscheidung rückblickend bereut.“ Er weist darauf hin, dass seit Gründung der Ersten Kaarster Narrengarde etliche Prinzenpaare aus den Reihen dieses Karnevalsvereins gekommen sind. „Dieses Amt ist weit weniger zeit- und kostenaufwendig als Schützenkönig zu sein“, weiß Käsgen. Ob er denn selber einmal Karnevalsprinz von Kaarst werden möchte? „Auf diese Frage habe ich gewartet“, sagt Käsgen und erklärt: „Andere, die schon länger im Verein sind, könnten das eher machen. Außerdem muss das Prinzenpaar ja nicht unbedingt aus den Reihen unseres Vereins stammen.“

Vor zwei Jahren war Wolfgang Pabst Karnevalsprinz, seine Prinzessin Helga Stommel. Wie hat diese Zeit der 61-Jährigen gefallen? „Es war ein Traum, ich würde es jederzeit wieder machen“, sagt Helga Stommel. Wolfgang Pabst (62) denkt ähnlich und kann nicht so recht verstehen, warum in Kaarst so oft ohne Stadtprinzenpaar Karneval gefeiert wird. „Sicher, man muss ein bisschen Geld übrig haben. Aber wenn man einmal auf den Urlaub verzichtet, hat man das Geld raus.“ Pabst denkt darüber nach, ob es in Kaarst nicht mal ein Dreigestirn geben könnte, dem er dann gerne angehören würde. Der Zeitaufwand sei allerdings nicht zu unterschätzen: „Wir haben in der Session 120 bis 130 Termine wahrgenommen. Wir sind bis in den Westerwald gefahren, wo mindestens so schön Karneval gefeiert wird wie hier“, erklärt der Ex-Prinz.

Neben Zeit und Geld müsse das Prinzenpaar — so Pabst — auch über die Fähigkeit verfügen, vor großem Publikum zu sprechen. Das liegt sicherlich nicht jedem, wie Pabst zugeben muss. Peter Ducksch ist stellvertretender Vorsitzende der „5 Aape“, war in der Session 1979/80 nach Gründung der „5 Aape“ der erste Karnevalsprinz in Kaarst. Er bringt einen ganz anderen Aspekt ein: „Früher wurde zwar in den Sälen der Gaststätten ausgelassen Karneval gefeiert, aber Prinzenpaare gab es keine.“ Das sei erst eine vergleichsweise junge Tradition. In der Vergangenheit, so Ducksch, habe es schon mal Kinderprinzenpaare gegeben. Das könne er sich auch für Kaarst gut vorstellen. Und: Nein, Karnevalsprinz gewesen zu sein, das habe er nie bereut.

Mit der zu Ende gehenden Session ist Peter Ducksch zufrieden: „Die Kindersitzung am Samstag war schnell ausverkauft, und für den Rosenmontagszug sind bislang sieben Großwagen und knapp 20 Fußgruppen angemeldet — mehr als im Vorjahr.“