Kaarst: Fünf neue Gruppen erforderlich

Erhöhte Nachfrage bei U3-Plätzen sorgt für finanzielle und personelle Engpässe.

Kaarst. Ute Schnur vom Bereich Jugend und Familie stellte in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses (JHA) am Dienstagabend die Kindergartenbedarfsplanung vor. Bis Ende 2013 müsse die Stadt fünf neue Kita-Gruppen aufbauen, um den gesetzlichen Bestimmungen einer 32-prozentigen Abdeckung des Bedarfs für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren (U3) nachzukommen. Dann gäbe es in Kaarst 59 Gruppen (derzeit 54), so Schnur.

Kopfzerbrechen bereite ihr schon heute die erhöhte Nachfrage nach 35 und 45 Betreuungsstunden in der Woche, hier sei man schon längst an die Kapazitätsgrenze gestoßen. "Wir können bislang die Bereitstellung des Mittagessens noch bewältigen. Wenn dieser Trend aber weiter anhält, ist das nicht mehr zu leisten", erklärte Schnur unter Bezugnahme auf die Rückmeldungen aus den Kitas.

Zu wenig Platz und Personal während der Mittagsbetreuung erfordern nun große Investitionen seitens der Stadt. Schon heute sind nur 13 Prozent aller Kita-Plätze halbtags belegt. Und die 1181 Kaarster Plätze werden noch zum Großteil von den über Dreijährigen belegt - obwohl die Nachfrage nach U3-Plätzen erheblich ist.

Für die CDU-Fraktionssprecherin Dorothea Zillmer ist dieser Trend nicht nachvollziehbar: "Ich finde es nicht ideal, kleine Kinder für lange Zeit in staatliche Betreuung zu geben. Meine Lebensauffassung ist eine andere." Der Strukturwandel innerhalb der Gesellschaft bedinge ein verändertes Betreuungsangebot, betonte hingegen Monika Hartings (SPD): "Familien brauchen ein regelmäßiges Einkommen und eine geeignete Tagesbetreuung. In unseren Kitas werden die Kinder nicht vom Staat, sondern von qualifizierten Fachpädagogen betreut."

Doch auch beim Personal wird es Engpässe geben, erklärte Dezernent Heinz-Dieter Vogt: "Wenn die Nachfrage wirklich so groß ausfällt, werden wir darüber nachdenken müssen, ob wir nicht wie früher schon kompetente Mütter zur Betreuung einsetzen."

Da er als Stadtkämmerer auch für die Finanzen zuständig ist, hat Vogt viele schlaflose Nächte vor sich, denn die Gesetzesvorgaben bedeuten für Kaarst eine zusätzliche Kostenbelastung von jährlich 900.000 Euro - wobei notwendige Umbaumaßnahmen noch gar nicht berücksichtigt sind.

Dass aber weit mehr Geld notwendig sein könnte, macht ein Blick auf die Schätzungen des LDS (Landes-Datenamt für Statistik) deutlich, denn dort plant man bereits mit einer 68-prozentigen Bedarfsdeckung, 80 Kita-Gruppen und 4,4 Millionen Euro an Betriebskosten wären dann nötig.

So konkret diese Zahlen klingen würden, so unsicher seien sie letztlich aber auch, sagte Schnur: "Wir wissen heute nicht, wie viele und welche Kinder in drei oder vier Jahren geboren werden, wir stützen uns auf die Vorgaben des LDS." Da dieses Problem auf alle Gemeinden zukomme, hoffen die Kommunen auf Finanzhilfe durch den Bund.