Neusser Biogas im Netz

Energie-Projekt von Stadtwerken und Landwirten jetzt in Betrieb.

Neuss. Erst stand die Biogasanlage bei Bauer Königs, dann kamen die Stadtwerke mit einer Idee, nun geht eine echte Innovation im Rhein-Kreis Neuss am Schelmrather Hof in Betrieb: Das in der Anlage erzeugte Biogas wird nun aufbereitet und ins Netz der Stadtwerke eingespeist.

Was einfach klingt, ist ein technisch hochkomplexes Unterfangen. Die beiden Landwirte Herbert Königs und Christian Nellen hatten bereits zwei Jahre Erfahrung mit dem Betrieb einer vorwiegend mit Maissilage gefütterten Biogasanlage auf dem Schelmrather Hof bei Speck im Neusser Süden. Das Rohgas wurde in einem Blockheizkraftwerk verbrannt und in Strom umgewandelt, die Abwärme aber konnte nur teilweise zum Heizen der Wohnräume genutzt werden.

Nun entwickelten die Landwirte mit den Stadtwerken, federführend war Johannes Steinhauer, ein weiterreichendes Modell. Das aufbereitete Bio-Rohgas wird von den Stadtwerken in einer Anlage auf die Qualität des Erdgases im Netz gebracht und in die in unmittelbarer Nähe des Hofes verlaufende Gashauptleitung eingespeist.

Somit werden die Landwirte, die das Unternehmen Königs und Nellen gegründet haben, zu Vorlieferanten für die Stadtwerke. Und die Swn sind erstmals selbst "Einspeiser" in ihr Netz. "Jeder tut das, was er am besten kann", fasste Steinhauer die erfolgreiche Zusammenarbeit zusammen. Die Landwirte habe eine Million Euro, die Stadtwerke 400.000 Euro investiert. Über zehn Jahre haben sich die Partner per Vertrag aneinander gebunden, seit 1. März wird das Neusser Bio-Gas ins Netz geleitet.

Am Mittwoch klang der Stolz auf das Projekt bei allen Beteiligten durch. Einen "technischen Meilenstein weit über den Rhein-Kreis Neuss hinaus" nannte Stadtwerke-Chef Heinz Runde die Inbetriebnahme: "Diese Anlage ist auf uns zugeschnitten. Sie ist in ihrer Art und Größe in Deutschland wohl einzigartig." Betrieben werden zwar große Anlagen, nicht aber derartige Gemeinschaftsunternehmen auf lokaler Basis.

Herbert Königs freute sich wie seine Partner über das hohe Maß der Energieeffizienz, und Swn-Aufsichtsratsvorsitzender Jörg Geerlings sprach von einer "rheinischen Fruchtfolge der anderen Art": Dazu zählt neben den Erzeugern Königs und Nellen sowie den Einspeisern Stadtwerke auch die Plange-Mühle: Die bezieht - zumindest bilanziell - einen Großteil des Biogases. Allein hier werden durch die Nutzung jährlich etwa 1300 Tonnen CO2 eingespart.