Kaarster CDU-Chef will die Realschule nicht aufgeben

Lars Christoph ist gegen eine Fünfzügigkeit an der Gesamtschule. Seine Fraktion möchte die Entscheidung von Jahr zu Jahr überprüfen und die Realschule unbedingt erhalten.

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Herr Christoph, die CDU hat sich Anfang des Jahres gegen eine fünfzügige Gesamtschule ausgesprochen. Eine gute Entscheidung?

Lars Christoph: Aus damaliger Sicht auf jeden Fall. Wir wollten verhindern, dass aus der einmaligen Entscheidung für eine fünfte Eingangsklasse ein Automatismus entsteht und wir sofort in die fünfzügige Gesamtschule rutschen.

Das klingt einschränkend…

Christoph: Es gab zum damaligen Zeitpunkt noch kein Schulentwicklungskonzept. Inzwischen haben wir sehr intensive Gespräche mit allen Beteiligten geführt und die Zahlen genau analysiert. Es zeichnet sich ab, dass in den kommenden Jahren zwischen 370 und 400 Kaarster Schüler auf die weiterführenden Schulen wechseln. Wir schlagen vor, hiernach je eine Vierzügigkeit an beiden Gymnasien und der Gesamtschule und eine Zweizügigkeit an der Realschule in der Eingangsklasse vorzusehen.

Warum halten Sie überhaupt so energisch an der Realschule fest?

Christoph: Wir möchten das gegliederte Schulsystem erhalten und damit die Wahlvielfalt. Für jeden Schüler sollte eine seinen Neigungen und Begabungen passende Schulform vorhanden sein. Gerade als Grundlage für eine berufliche Ausbildung bietet die Realschule eine hervorragende Grundlage. Und schließlich bietet auch die Realschule einen Weg zum Abitur. Der muss nicht zwingend über die Gesamtschule führen.

Das Thema Fünfzigkeit der Gesamtschule ist damit für Sie vom Tisch?

Christoph: Unser Vorschlag zur Strukturierung der Zügigkeiten soll das Grundkorsett darstellen. Wenn der Elternwille den Bedarf für eine fünfte Eingangsklasse an der Gesamtschule zeigt, sollte sie auch gebildet werden, sofern im jeweiligen Jahr die Mindestzügigkeiten an den übrigen Schulen, insbesondere der Realschule, gesichert sind. Auch sollte eine weitere Eingangsklasse gebildet werden können, wenn sich mehr Eltern für die Realschule oder eines der Gymnasien entscheiden, als die Zügigkeiten es vorsehen. Wir müssen auf schwankende Schülerzahlen in den verschiedenen Jahrgängen flexibel reagieren können. Das sollten aber singuläre Entscheidungen sein, die von Jahr zu Jahr getroffen werden.

Eine solche Flexibilität bei der Zügigkeit muss sich aber auch im Gebäude widerspiegeln. Wie soll das funktionieren?

Christoph: Der Unterschied zwischen vier und fünf Zügen beträgt etwa bei der Gesamtschule sechs Klassenräume. Wir müssen bei der baulichen Qualifizierung darauf achten, dass das berücksichtigt wird.

Ist das ein implizites Bekenntnis zu Neubau statt Sanierung?

Christoph: Mit dem Thema und seinen finanziellen Konsequenzen haben sich die Wirtschaftsprüfer lange beschäftigt und die Ergebnisse ihrer Untersuchung im Finanzausschuss vorgestellt. Die kompletten Unterlagen sind jetzt an die Fraktionen gegangen. Wir werden sie intensiv prüfen und danach eine Entscheidung treffen und uns positionieren.

Die veranschlagten Kosten für die verschiedenen Modelle liegen bei bis zu rund 37 Millionen Euro. Kann die Stadt das stemmen?

Christoph: Sie muss. Es gibt keine Alternative. Aber natürlich müssen wir das über eine Kreditfinanzierung laufen lassen und über voraussichtlich drei Jahre in den Haushalt einstellen. Die Stadt hat so viel Geld nicht in der Schublade. Dementsprechend müssen wir dann für andere Investitionen eine Prioritätenliste erstellen. Insgesamt stehen noch Sanierungen, Aus- und Umbauten an den anderen Schulen für rund 25 Millionen Euro auf der Liste.

Es gibt die Möglichkeit Fördermittel aus dem Schultopf des Landes zu verwenden. Ist das keine Option?

Christoph: Doch, natürlich. Aber das ist mit rund 450 000 Euro pro Jahr nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.