Kaarster Imker ist sich sicher, dass die Bienen aussterben

Die Imker wünschen sich Unterstützung von der Stadt Kaarst.

Foto: Berns

Kaarst. Sie sind ständig von flotten Bienen umgeben: Gino Collica (44) und Stephan Richter (51) sorgen als Hobby-Imker der Honiggemeinschaft Kaarst dafür, dass es original Blütennektar aus der Region gibt, der vergangenes Jahr sogar mit Gold und Silber ausgezeichnet wurde: „Nur wo ‘Kaarster Blütenhonig’ draufsteht, ist er auch wirklich drin — der Zusatz ‘Abgefüllt in Kaarst’ zählt nicht“, klärt Stephan Richter auf.

Die beiden Männer stellen, wie Anfang März üblich, mehrere Bienenkästen auf einem kostenlos von der Firma Schmitz in Holzbüttgen überlassenen Grundstück auf. Hinter Panzerglas ruhen die Bienen in der Wintertraube. Collica provoziert mit Rauch ihren Flug in eine bestimmte Richtung. Die Männer tragen Schutzanzüge. Bei Richters Bienenallergie sinnvoll, während Collica seinen Kopf ungeschützt lässt und auch sonst keine Berührungsängste zeigt: Verirrte Bienen auf seiner Kleidung pflückt er einfach mit den Fingern ab. Schon während seiner Kindheit in Italien half der ausgebildete Krankenpfleger seinem Opa bei der Honiggewinnung: „Irgendwie war ich immer von Bienen umgeben“, sagt er lachend.

Die Honiggemeinschaft Kaarst besteht derzeit aus vier Imkern. Jeder hat rund 20 Völker. „Ab 26 muss man nämlich ein Gewerbe anmelden“, erklärt Frührentner Richter. Er ist überzeugt: „Die Biene stirbt, es fragt sich nur wann“. Denn sie habe zwei mächtige Feinde: den sie falsch behandelnden Imker und die Natur in Form von Milben und Pilzen.

Deshalb liegt beiden Männern eine gute Imkerschulung am Herzen. Da die Ausstattung selbst finanziert werden muss, ist es ein kostenintensives Hobby. Umso wichtiger ist die spätere Refinanzierung durch den Verkauf des Honigs zu einem fairen Preis. Derzeit liegt er bei sieben Euro pro 500 Gramm. „Damit ihn sich auch jeder leisten kann“, betont Collica. Das Lokalprodukt wird bei Rewe Rötcher an der Neusser Straße, Nahkauf in Holzbüttgen und an jedem ersten Mittwoch im Monat auf dem Kaarster Wochenmarkt angeboten. Die Nachfrage stimmt. „Die Stadt Kaarst unterstützt uns finanziell leider gar nicht“, zeigt sich Richter enttäuscht.

Die Arbeit der Imker erstreckt sich über das gesamte Jahr. Ende Dezember findet die letzte Behandlung gegen Milben statt, bevor die Tiere in der Winterruhe im Stock bleiben. „Dann träumt der Imker von den Bienen: Werden sie überleben?“ erzählt Collica.

Die kommenden Wochen dienen der Vermarktung des Honigs, der Vorbereitung der Waben, der Planung der Stellorte und der Endabrechnung. Beim ersten Sonnenstrahl im Februar verlassen die Bienen den Stock. Im März werden sie umgeschichtet, die Population überprüft und mit dem Frühling „explodiert das Volk“, berichtet Collica. Jetzt beginnt die Hauptarbeit: Jede Woche muss der Stock gepflegt werden, Ende Juni erfolgt die erste Ernte, vier Wochen später die zweite. Bis zur Abfüllung in Gläser vergehen noch ein paar Wochen — anschließend stehen je nach Wetterlage Füttern mit Zuckersirup und Behandeln gegen Schädlinge bis zur Winterruhe auf dem Programm.

Und wie genießen die beiden Fachmänner am liebsten ihre tägliche Honigration? „Ich süße meinen Kaffee damit“, erklärt Stephan Richter.