Karis und Rütten wollen eine neue Wählergemeinschaft gründen

Partei- und Fraktionschef Josef Karis hat nach einem Streit die Zentrumspartei verlassen. Sonntag soll die neue Gemeinschaft entstehen.

Kaarst. Der Kaarster Stadtrat ist schon jetzt bunt wie nie: Neun Parteien und Vereinigungen gehören ihm an. Morgen könnte noch eine zehnte dazukommen. Der bisherige Partei- und Fraktionschef des Zentrums, Josef Karis, hat seiner Partei den Rücken gekehrt und will am Sonntag gemeinsam mit Fraktionskollege und Ratsherr Hermann-Josef Rütten die neue „Freie Wählergemeinschaft Kaarst im Zentrum“ gründen. Mindestens 50 der derzeit 85 Zentrumsmitglieder, schätzt Karis, werden ihm folgen.

Grund für den Bruch ist ein Streit mit Ratsherr Christian Otte. Seinem langjährigen politischen Weggefährten wirft Karis vor, sich zu sehr in den Bürgermeisterwahlkampf des Neusser Zentrumskandidaten Klaus Brall eingemischt zu haben. Brall, sagt Karis, habe sich im Vorfeld der Wahl öffentlich deutlich zu weit rechts orientiert. Und: Otte sei als sein Wahlkampfleiter für diese Äußerungen mit verantwortlich. „Ich lasse mich nicht in die rechte Ecke drängen und der Großteil der Kaarster Zentrumsmitglieder sieht das genauso“, sagt Karis. „Im Zweifelsfall segeln wir lieber unter anderer Flagge weiter.“ Und so wird es jetzt wohl tatsächlich auch kommen.

Fakt ist, bis heute stellt die Zentrumsfraktion drei Mitglieder im Stadtrat: Josef Karis, Hermann-Josef Rütten und Christian Otte. Am vergangenen Montag, einen Tag nach der Bürgermeisterwahl, wurde Otte von Karis schriftlich mitgeteilt, dass er aus der Fraktion ausgeschlossen wurde. „Ein Gespräch oder eine Erklärung“, sagt Otte, „gab es vorher nicht“.

Der Ausschluss, das räumt auch Karis mittlerweile ein, war formell nicht korrekt. Otte holte sich Rückendeckung, unter anderem von Bundesparteichef Gerhard Woitzik.

In Kaarst wird das Zentrum fortan wohl nur noch aus Christian Otte und seinen Vertrauten bestehen. Josef Karis und Hermann-Josef Rütten machen, wie es aussieht, ihr eigenes Ding. Alle drei wollen ihr Ratsmandat behalten. Mit Rütten stellt Karis künftig womöglich eine neue Fraktion für die noch zu gründende Wählergemeinschaft.

Welche Auswirkungen die Spaltung des Zentrums auf das „regierende“ Fünferbündnis (SPD, Grüne, FDP, Zentrum und UWG) hat, bleibt derweil abzuwarten. „Ich gehe zunächst mal davon aus, dass der im Juni vergangenen Jahres mit dem Zentrum geschlossen Kooperationsvertrag inhaltlich weiter Bestand hat“, sagt Christian Otte. „Wenn mir dann vom Bündnis mitgeteilt würde, dass dem nicht so ist, müsste ich das in der Partei zur Diskussion stellen.“ Auch Josef Karis will Teil des Bündnisses bleiben — oder werden. „Vielleicht“, sagt er, „gibt es dann ja ein Sechserbündnis.“