Kiosk-Aushilfe wehrt zwei Diebe mit Pfefferspray ab

Cherkez Yuksel (40) wurde bei einem Überfall am Montagabend mit vorgehaltener Waffe bedroht.

Nordstadt. Cherkez Yuksel glaubte erst an einen schlechten Scherz, als am Montag um 22.20 Uhr zwei Männer maskiert und bewaffnet vor ihr standen, die erst eine Stunde vorher bei ihr — unmaskiert — eingekauft hatten. Doch sie reagierte entschlossen und unerschrocken: Die 40-Jährige verteidigte sich und die Tageseinnahmen des Kiosks an der Kaarster Straße und schlug die Räuber mit Pfefferspray in die Flucht. Die Suche nach dem Duo läuft noch, die Polizei erbittet Hinweise unter Telefon 02131/3000.

So tapfer sie auch war: Dieser Raubüberfall hat bei Cherkez Yuksel Spuren hinterlassen. Akut, weil sie nach dem Pfeffersprayeinsatz selbst fast tränenblind war und eine zufällig vorbeikommende Frau bitten musste, die Polizei zu alarmieren. Später stellten sich andere Symptome ein. „Ich bekam Migräne und leide seitdem an Schlafstörungen“, sagt Yuksel, die froh ist, dass sie in dieser Woche nicht mehr arbeiten muss. Sie hat Angst — und ist damit nicht alleine.

„Die Arbeit abends und nachts in einem Kiosk wird für Frauen immer gefährlicher“, sagt Canan Münhan, der mehrere solcher Geschäfte betreibt. Bei ihm stand nach dem Überfall das Telefon nicht still, denn der Zwischenfall hatte sich in der „Kiosk-Company“ in Windeseile verbreitet. „Die Frauen haben Angst, fragen, was man machen kann“, sagt Münhahn, der den Angestellten seines Kiosks am Bahnhof Viersen die Bitte abschlagen musste, um 21 Uhr und damit zwei Stunden eher als üblich schließen zu dürfen.

Seit Jahren ist Münhan im Kiosk-Geschäft und hatte bisher erst zweimal mit einem Überfall zu tun. Zum Schutz vor solchen und anderen Tätern wurde in allen Läden eine Videoüberwachung eingerichtet. Solch eine Kamera hat nun an der Kaarster Straße Bilder vom Überfall festgehalten — und von den unmaskierten Männern, die eine Stunde vorher als Käufer im Laden waren. „Eine Verwechslung ist ausgeschlossen“, sagt Münhan, denn die Täter hatten sich nicht die Mühe gemacht, sich für den Überfall umzuziehen.

Zu den Vorsichtsmaßnahmen gehört auch, dass Münhan alle Mitarbeiter klar angewiesen hat, bei Überfällen kein Risiko einzugehen. „Lieber das Geld rausgeben, egal, wie viel es ist“, sagt er. Das hatte Cherkez Yuksel noch nicht verinnerlicht. Sie ist erst seit September für Münhan tätig und das auch nur als Aushilfe. Yuksels Mut ringt ihrem Chef Respekt ab: „Eine Belohnung bekommt sie natürlich“, sagt er. Und eine Ermahnung, künftig vorsichtiger zu sein.