Kita-Streik: Es geht um mehr Geld und mehr Wertschätzung
Neuss. Seit Montag ist es ungewohnt ruhig in den Neusser Kindertagesstätten, die zum Lukaskrankenhaus gehören: Fünf haben ganz geschlossen, in dreien werden einige wenige Kinder in Notgruppen betreut, nur eine Kita hat regulär geöffnet.
Es wird über mehrere Tage gestreikt. Das hat es in Neusser Kindergärten so noch nie gegeben, erzählt Reiner Dankelmann von der Gewerkschaft Komba: „Der Leidensdruck ist groß.“
Denn es geht den Streikenden nicht nur ums Geld — sie fordern eine höhere Eingruppierung in die Besoldungsstufen — sondern auch um eine höhere Wertschätzung ihres Berufs, der wenig attraktiv ist. Während das Betreuungsangebot ständig ausgeweitet wird, fehlt es vielerorts an qualifizierten Kräften. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bräuchte es deutschlandweit über 100 000 Erzieher mehr. Auch in Neuss ist das ein Thema.
„Während ich in Elternzeit war, wurde meine Stelle über Monate nicht besetzt“, erzählt Carmen Nolden von der Kita „Pusteblume“. Es habe sich niemand für die befristete Stelle gefunden.
Marco Nicolai vom Lukaskrankenhaus, das seit über einem Jahr die ehemals städtischen Kitas betreibt, betont, dass alle Stellen besetzt seien. „Qualifizierte Erzieher sind schwierig zu bekommen“, sagt er. In Zukunft werde sich die Situation noch verschlimmern, es herrsche akuter Nachwuchsmangel. Schon jetzt gibt es einen Konkurrenzkampf zwischen den Städten. Zwei Kolleginnen von Carmen Nolden sind nach Düsseldorf gegangen, weil ihnen eine höhere Besoldungsgruppe und unbefristete Stellen angeboten wurden. J. Hielscher