Klitschko setzt auf Berater aus Kaarst
InKaarst ist Günter Kozlowski zu Hause. Der ehemalige Staatssekretär ist als Berater gefragt. Sein prominentester Klient ist Vitali Klitschko, Ex-Boxer und aktuell Bürgermeister von Kiew.
Kiew/Kaarst Günter Kozlowski (62) sitzt daheim in Kaarst und blättert in einem Bildband über Kiew. „Die Stadt ist schön“, sagt er, „zur Blütezeit soll sie ja noch schöner sein. Das hat mir jedenfalls Dr. Klitschko angekündigt.“ Das frostige Kiew kennt Kozlowski schon. Wenn er in der zweiten April-Hälfte zurückkehren wird, setzt er auf Frühling in der ukrainischen Hauptstadt. Meteorologisch zumindest, denn politisch lässt Tauwetter auf sich warten.
Politik ist das Geschäft des Günter Kozlowski, wenn er in den Flieger nach Kiew steigt. Sein Auftrag: Vitali Klitschko (44) beraten. Der Ex-Boxweltmeister aller Klassen ist ein Weltstar, aber bei Politik und Kommunalverwaltung kann er noch dazu lernen. Er ist zwar erst seit einem Jahr Bürgermeister der Hauptstadt, doch er muss sich bereits im Oktober erneut zur Wahl stellen, dann jedoch im regulären Turnus. Kozlowskis Auftraggeber: die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), ein staatlicher Dienstleister, der für die Bundesregierung vor allem „Technische Zusammenarbeit“ im Sinne von Veränderungsprozessen in sogenannten Schwellenländern organisiert. Die Frage, ob er seine Mission mit Segen der Kanzlerin erfüllt, lässt Kozlowski vielsagend unbeantwortet. Der einflussreiche Europaabgeordnete Elmar Brock, ein politischer Freund aus gemeinsamen JU-Jahren in Ostwestfalen, habe ihn für den Job in Kiew angeworben, gibt Kozlowski zu Protokoll.
In Kaarst lebt Günter Kozlowski seit 2007. Damals arbeitete der CDU-Politiker als Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Bau- und Verkehrsministerium in Düsseldorf.
Zuhause ist er in Ostwestfalen, dort hatte der Jurist zuvor unter anderem als Stadtdirektor (Rahden) und Oberkreisdirektor (Gütersloh) erfolgreich gewirkt. Heute berät Kozlowski im Team der namhaften Hammer Kanzlei Wolter & Hoppenberg vorwiegend kommunale Unternehmen. Seinen Wohnsitz Kaarst hat er auch nach seinem Ausscheiden aus der Landespolitik beibehalten: „Es gefällt mir im Rheinland.“ Günter Kozlowski hat in seinem langen Berufsleben viele Teams geführt. Eine Einschätzung, wer führen kann oder wer nicht, traut er sich zu: „Klitschko kann führen.“
Der Bürgermeister von Kiew habe gute Dezernenten ausgewählt, denen zwar meist Verwaltungserfahrung fehle, die aber gestandene Persönlichkeiten seien, die Erfolg im Beruf hatten und die für diese „gewaltige Managementaufgabe in der Stadtverwaltung“ qualifiziert seien. Klitschko selbst mache vieles richtig: „Es herrscht ein geradezu lockerer und kollegialer Umgangston mit- und untereinander.“ Als „Problem Nummer 1“ bezeichnet Kozlowski die Korruption. Klitschko gelte als einziger Ukrainer, der auf ehrliche Art und Weise zu einem vermögenden Mann geworden sei.
Der Bürgermeister sei sich dieser Einschätzung durch die Bevölkerung bewusst und möchte so effektiv wie möglich gegen die Korruption im Kiewer Rathaus vorgehen. „Sicherlich ist seine untadelige Historie und seine jetzige Antikorruptionsarbeit zugleich das wichtigste Pfund im kommenden Kommunalwahlkampf“, sagt Kozlowski. Der Bürgermeister habe ihn eingeladen, so schnell wie möglich zu ihm nach Kiew in die Ukraine zurückzukehren: „Am liebsten hätte er mich da behalten.“ Aber Kozlowski hat zu tun. In Kaarst und anderswo.