Politischer Aschermittwoch in Neuss SPD stellt personelle Weichen für die Kommunalwahl
Neuss · Der SPD-Stadtverband hat beim traditionellen „politischen Aschermittwoch“ den kompletten Vorstand neu gewählt.
Mit Personalentscheidungen macht man sich nicht immer Freunde. Heinrich Thiel und Rosemarie Franken-Weyers hatten deshalb mit etlichen Gegenstimmen gerechnet, als sie sich beim politischen Aschermittwoch der SPD vorzeitig als Doppelspitze des Stadtverbandes für eine zweite Amtszeit bewarben. Schließlich war ein Dutzend Parteigenossen nicht zum Zuge gekommen, als unter ihrer Führung die 29 Wahlkreisbetreuer für den Kommunalwahlkampf ausgewählt wurden. Doch statt Frust-Stimmen ernteten beide nach nur einem Amtsjahr Top-Ergebnisse mit 79 beziehungsweise 75 Ja-Stimmen und je drei Enthaltungen – bei 84 abgegebenen Stimmen.
Mit den vorgezogenen Vorstandswahlen wollte die SPD ein Team formen, das die Partei über den Wahltermin 2025 hinaus führt. Im Ergebnis wurden Enrico Braun (stellvertretender Vorsitzender), Ralph-Erich Hildebrandt (Schriftführer) und Wolfgang Itzen, der letztmalig als Schatzmeister kandidierte, in ihren Ämtern bestätigt. Einzige Veränderung: Für die nicht mehr kandidierende Juliana Conti wurde Christa Kirchhoff zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Kirchhoff, die seit mehr als 25 Jahren SPD-Mitglied ist, war im Vorstand des AWO-Kreisverbandes Wesel und hatte bisher neben Job und Familie keine Zeit gefunden, sich parteipolitisch zu engagieren. Nun startet die 64-Jährige nicht nur mit 76 Ja-Stimmen Rückhalt in eine Parteikarriere, sondern steht auch auf dem Zettel der Wahlkreisbetreuer. Sie soll sich um ihren Heimatort Grimlinghausen kümmern. Ziel: die Kandidatur für den Stadtrat im nächsten Jahr.
Von den 29 Wahlkreisbetreuern gehören 13 schon der Ratsfraktion an, wollen also weitermachen. Allerdings gibt es unter ihnen Verschiebungen, weil zum Beispiel Nadine Baude den Wahlkreis Weckhoven übernehmen soll, den der langjährige Fraktionsvorsitzende Arno Jansen zuletzt direkt geholt hatte. Jansen, inzwischen Beigeordneter der Stadt Grevenbroich, tritt ebenso wenig wieder an wie fünf weitere amtierende Stadtverordnete.
Auf dem Tableau stehen neben Kirchhoff neun weitere Neueinsteiger: Brigitte Heine-Goldammer (Stadtmitte), Dennis Fink (Weißenberg), Martin Tillert (Vogelsang), Tobias Schenkel (Dreikönigenviertel), Fabio Bucolo (Selikum/Reuschenberg), Jan Lukas Waibel (Gnadental), Lutz Schmelzer, (Uedesheim), Julia Langer (Grefrath/Holzheim) und Ronald Voigt. Der ehemalige Juso-Vorsitzende kann sich nächsten Mittwoch (21.) in seinem Wahlkreis Erfttal bekannt machen, wenn die SPD ab 18.30 Uhr zum Bürgerdialog ins Vereinsheim der SG Erfttal einlädt.
Abgerundet wird die Liste von SPD-Mitgliedern, die – wie Cemal Tuna oder Udo Fischer – schon einmal kandidiert haben oder – wie Harald Adolfs – ein Comeback im Rat anstreben. Anführen will das Team Bürgermeister Reiner Breuer, der, wie er betonte, „bis in die Haarspitzen motiviert“ ist. Einziger Schwachpunkt der Liste ist aus Sicht von Franken-Weyers, dass der Anteil von Frauen geschrumpft ist. „Meldet Euch, Ihr werdet gebraucht“, rief sie ihren Genossinnen im Saal zu.
Nächste große Aufgabe für den SPD-Stadtverband ist nach Darstellung von Heinrich Thiel die kommende Europawahl im Juni. Er gab allen für die Arbeit an den Infoständen mit auf den Weg: „Wir dürfen nicht nachlassen, die Vorteile und Stärken eines geeinten Europa zu betonen.“