Kreis installiert unauffälligesNotfall-Alarmsystem in Büros

30 Monate nach dem Mord in einem Jobcenter können Mitarbeiter nun unbemerkt Hilferufe absenden.

Foto: RKN

Rhein-Kreis. Die Kreisverwaltung hat flächendeckend in allen Büros die Software „NetAlarmPro“ installiert, mit der ein auf Hilfe angewiesener Mitarbeiter durch die Eingabe einer bestimmten Kombination auf der Computer-Tastatur unauffällig Alarm schlagen kann. „In vielen Situationen wird allein schon durch das Erscheinen von Kollegen eine Deeskalation der Lage erreicht“, sagt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Nichtsdestotrotz bleibe der Schutz vor Gewalt am Arbeitsplatz „eine Daueraufgabe“.

Der Mord an einer Sachbearbeiterin im Jobcenter an der Stresemannallee im September 2012 hatte bundesweit eine Debatte über die Sicherheit in deutschen Amtsstuben in Gang gesetzt. Mit unmittelbaren Konsequenzen. So wurde zum Beispiel beim Neubau des Jobcenters am Hauptbahnhof ein neuer Sicherheitsstandard umgesetzt, während die Neusser Stadtverwaltung zum Schutz ihrer Mitarbeiter ein Notfallmanagement installierte — mit Wachmann, Kameras und einem Alarmierungssystem, das durch einen einzigen Tastendruck am Telefon ausgelöst wird.

Schon vor diesem Mord und der daraus folgenden Diskussion hatte der Kreis erste Maßnahmen zum Schutz seiner Mitarbeiter umgesetzt. „Im Bewusstsein, dass in einer großen Verwaltung nicht sofort eine Lösung für alle zur Verfügung gestellt werden kann, legten wir die Reihenfolge der zu betrachtenden Arbeitsplätze anhand von deren Gefahrenpotenzialen fest“, berichtet Hartmut Schulte von der Abteilung „Informations- und Kommunikationstechnologie“. Wo es nötig und möglich war, wurden dabei zum Beispiel durch den Einbau von Verbindungstüren oder Änderungen in der Anordnung der Büromöbel neue Fluchtwege geschaffen.

Herzstück der Bemühungen um mehr Sicherheit ist jedoch der Einsatz von „NetAlarmPro“. Diese Alarmierungssoftware wurde für drei Eskalationsstufen freigeschaltet. Wird Alarm ausgelöst, werden alle Mitglieder einer festgelegten Gruppe durch ein Pop-up-Fenster auf ihrem Computerbildschirm und ein akustisches Signal darüber informiert, wer Hilfe benötigt.

Ein Raumplan zeigt das Büro an, wo der Alarm ausgelöst wurde. Alarmiert wird, bis ihn ein Mitglied dieser Gruppe quittiert. Bleibt das aus, wechselt der Alarm automatisch in die nächste Stufe. Bleibt er auch dann ohne Reaktion, wird in Stufe drei Sirenenton an jedem Arbeitsplatz im jeweiligen Gebäudeabschnitt auslöst.