Kreismuseum setzt Jugendstil-Reihe fort
150 Objekte zeigen einen Querschnitt der kunsthandwerklichen Produktion aus Nürnberg um das Jahr 1900.
Dormagen. Es ist die erste Ausstellung ihrer Art und sie befasst sich mit einem Thema, das bisher nur wenig Beachtung fand: "Jugendstil in Nürnberg". Das Kreismuseum in Zons hat damit nach den Höhepunkten der vergangenen Jahre mit Tulpen- und Zinnobjekten aus dem eigenen Bestand eine weitere Sammlung ausgewählter Exponate der prägnanten Stilepoche im Haus.
"Kenner von Jugendstil-Zinn denken zunächst an Erzeugnisse der Rheinischen Bronzegießerei Schmitz in Köln oder an J.P. Kayser in Krefeld", sagt Museumsleiterin Angelika Riemann. Andere klassische Erzeugerstätten sind München und Darmstadt, deren Produkte unter Fachleuten einen großes Renommee erreicht haben und weitgreifend untersucht und katalogisiert wurden. "Nachdem dies alles größtenteils aufgearbeitet ist, rücken zunehmend andere Produktionsstätten in den Vordergrund, wie beispielsweise Nürnberg, das eine kurze, aber weltweit sehr erfolgreiche Blütezeit mit Jugendstil-Kunsthandwerk erlebte", führt Riemann aus.
Die Ausstellung mit 150 Exponaten soll den gesamten Querschnitt der Zeit ab 1897 bis kurz nach der Jahrhundertwende zeigen. Drei Firmen stehen dabei im Mittelpunkt: Johann von Schwarz’ "Fabrik artistischer Fayencen", ---Walter Scherfs "Metallwarenfabrik für Kleinkunst" und Georg Friedrich Schmitts "Kunstgewerbliche Metallwarenfabrik Orion", die später von der Kölner Fabrik "Orivit" aufgekauft wurde.
Auch einige Stücke kleinerer Unternehmen, die zum Teil als Einmannbetrieb arbeiteten, beispielsweise Franz Kainzinger, werden gezeigt. Die Vitrinen beinhalten die von drei privaten Sammlern und aus dem Eigenbestand zusammengetragenen Exponate nach Firmen und Entwerfern sortiert.
Die Material- und Gestaltungsvielfalt, die in Nürnberg innerhalb von sieben bis acht Jahren der Jugendstil-Hochzeit entstanden sind, reichen von abstrakt verwendeten Pflanzenteilen des Designers Hermann Frilling in schlichter Form über die gewundene Leichtigkeit der Designerstücke von Friedrich Adler bis hin zu den Darstellungen des Bildhauers Carl Sigmund Luber auf hochglänzenden Fliesen und bunten Vasen mit javanisch anmutenden Mustern.
Zur Ausstellung ist ein mit 532 Fotos bebilderter Katalog erschienen, der laut Riemann das Zeug zum Standardwerk rund um das Thema Jugendstil in Nürnberg hat und den Stellenwert der Nürnberger Künstler im deutschen Jugendstil neu definiere.
Der Autor Claus Pese schrieb bereits 1980 seine Doktorarbeit darüber und hat in den Ausstellungskatalog weitere 27 Jahre Forschungsarbeit gesteckt. 40 Prozent der im 312-seitigen Buch beschriebenen Stücke sind im Kreismuseum zu sehen. Der am Montag in Nürnberg vorgestellte Katalog ist für 39 Euro im Kreismuseum erhältlich.
Die Ausstellung wird ab Januar im Bröhan-Museum, das Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus in Berlin/ Charlottenburg gezeigt.