Privileg: Neuss im Landtag

Parlamentarischer Abend: 350 Gäste kamen zur Einladung der Stadt in die Wandelhalle.

Neuss/Düsseldorf. Lob gab es reichlich, Anspielungen auf das nicht spannungslose Miteinander der Nachbarn Neuss und Düsseldorf waren zahlreich. Ernstes blieb weitgehend außen vor an diesem Abend im Landtag: Zum zweiten Mal hatte die Stadt Neuss zum "Parlamentarischen Abend" geladen. Und das ist dann doch schon fast ein Politikum: denn nur die Landeshauptstadt genießt ansonsten das Privileg, einen solchen Abend zu organisieren, andere Städte bleiben außen vor.

Aber Neuss! Der Landtagsabgeordnete Heinz Sahnen habe das 2003 irgendwie durchgesetzt, hieß es. "Durch ständiges Bohren schwerer Bretter", bestätigte der Politiker, der an diesem Abend fast als Hausherr auftreten konnte. Die Rolle stand aber natürlich Regina van Dinther zu, die im schwülen Foyer den Abend eröffnete. Nur zwei Reden - auf von Dinther folgte Napp -, kein Programm, viele Gäste, gutes Essen, ausreichend Getränke, zahllose Gespräche: Das kam gut an. Da trafen sich nicht nur die, die auch gestern Abend wieder einmal bei "Was gibt’s Neuss" in der Eventhalle zusammen kamen. Nein, es nutzten auch zahlreiche Landtagsabgeordnete die Möglichkeit, mit Neussern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu plaudern.

"Was mich an Neuss fasziniert, ist das Selbstbewusstsein dieser Stadt", sagte Regina van Dinther, was natürlich gut ankam, auch wenn sie von der Kommune "im Windschatten der Landeshauptstadt" sprach. Regierungspräsident Jürgen Büssow fasste es sichtlich gut gelaunt kurz und knapp und kommentierte: "Neuss steht stark da - ich habe keinen Grund einzugreifen."

Wohl kaum. Ob er bald die Beteiligung der Neuss-Düsseldorfer Häfen am Krefelder Hafen begutachten muss? Nicht wenige Gespräche rankten sich um das Thema, Hafen-Geschäftsführer Ulrich Gross und Sprecher Thomas Düttchen gaben sich freundlich-verschlossen und präsentierten lieber die (Modell)-Hafen-Eisenbahn.

Die Nicht-Neusser unter den 350 Gästen, darunter aus der Ministerriege Ingo Wolf (Innenministerium), Barbara Sommer (Schule), Andreas Pinkwart (Innovation, Wissenschaft und Forschung), konnten sich am Stand von 3 M oder Pierburg über die Kommune als Wirtschaftsstandort informieren, und zumindest beim Hereinkommen, bevor es in die Wandelhalle in der ersten Etage ging, streiften die Gäste die Präsentation der Museumsinsel Hombroich.

Modern und selbstbewusst zeigte sich Neuss an diesem Abend seinen Gästen. Der Schriftzug "Neuss Innovation" im Eisblock symbolisierte sicherlich nicht eine unterkühlte Stadt, kam aber an diesem schweißtreibenden Abend besonders gut an. Und schließlich bewies die Gastronomie der Häuser Drusushof und Restaurant zum Stübchen, Herzog von Burgund, Holiday Inn, Spitzweg und Swissotel, dass auch Feines, Edles für die Neusser kein Problem ist. Wer es noch nicht wusste, dem hatte es Regina van Dinther übrigens zu Beginn verraten: "Die charmante rheinische Großstadt heißt im Volksmund Nüss."