Kulturerbe Schützenwesen? - CDU-Landtagsfraktion stellt Antrag

CDU fordert Unterstützung durch die Landesregierung im gesamten Verfahren.

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Neuss. Das Krabbenfischen mit Pferden in Oostduinkerke oder die Kaffeekultur in der Türkei, Imzad-Musik der Tuareg-Gemeinschaften, argentinischer Tango oder die mathematische Kalkulation mit dem Abakus in China: Das alles zählt zum immateriellen Unesco-Kulturerbe.

Geht es nach dem Willen der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS) und vieler Unterstützer, könnte bald das Schützenwesen hinzukommen. Der Antrag ist seit November gestellt, die CDU-Landtagsfraktion unterstützt ihn jetzt und fordert die Landesregierung auf, das Anliegen der Schützen in gesamten Auswahlverfahren zu unterstützen.

2003 hat die Unesco das Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes verabschiedet, in Deutschland ist es gerade erst in Kraft getreten. Zunächst sammelt jetzt das Land die Bewerbungen. In einigen Wochen wird sich eine Jury konstituieren, die bis zum 15. April zwei Vorschläge an die Kultusministerkonferenz (KMK) gibt.

Die KMK erstellt aus den 32 länderspezifischen und zusätzlich länderübergreifenden Bewerbungen eine Vorschlagsliste, die wiederum einem Expertengremium der deutschen Unesco vorgelegt wird.

Noch stehen die Schützen ganz am Beginn des langwierigen Verfahrens. Britta Spies, Leiterin des Schützenmuseums und ausgewiesene Kennerin des Brauchtums, hat für die Bewerbung ein Empfehlungsschreiben verfasst. „Natürlich befürworte ich das, das Schützenwesen ist faszinierend“, sagt sie.

Besonders attraktiv für sie ist die sehr alte Tradition, die sich immer wieder transformiere; „doch der Kern bleibt.“ So wie der Fackelzug, einst nur von Pechfackeln geprägt, zur großen Schau der (erleuchteten) Motto-Wagen geworden ist.

Eine flächendeckende Bewegung sei das Schützenwesen, entstanden aus dem Bemühen, Dinge in der Stadt zu regeln und ebenso Freizeit zu gestalten. „Bürgersinn, Heimatliebe und Gemeinschaftsgeist“ nennt Lutz Lienenkämper, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, als Merkmal.

Britta Spies empfindet zudem die große Vielfalt der Bräuche als spannend. „Es gibt wenig übergeordnete Richtlinien. Schützenkönig, Schützenfest: Ansonsten organisiert sich jeder selbst.“ Trotz der Regelwerke bleibe das Schützenwesen immer auch ein wenig anarchisch.

Ob das Schützenbrauchtum nun ein durch die Unesco anerkanntes Kulturerbe werden kann, wird sich so schnell nicht entscheiden. Das „abgestufte Verfahren“ braucht seine Zeit. Den Schutz vor möglichem Verfall wie andere Kulturgüter braucht das Schützenwesen sicher nicht.