Lindenhof: Vier Jahre Haft für Brandstifter

Der 17-jährige Angeklagte legte vor dem Amtsgericht Neuss gestern überraschend ein Geständnis ab, das Feuer in dem Altenheim im September absichtlich gelegt zu haben.

Foto: Dieter Staniek

Grevenbroich. Nach nur drei Stunden ist am Neusser Amtsgericht der Prozess um den Großbrand im Seniorenzentrum Lindenhof zu Ende gegangen. Der Brandstifter muss für vier Jahre ins Gefängnis. Der 17-Jährige hatte gestanden, im September vergangenen Jahres im Altenheim auf der Schanze ein Feuer gelegt zu haben.

Heiner Cöllen, Richter, zum Motiv des 17-Jährigen

Der „kurze Prozess“ gestern war vor allem die Folge des überraschenden Geständnisses, das der vielfach vorbestrafte Neusser vor Gericht ablegte. „Er ist von seiner ursprünglichen Darstellung abgerückt“, sagte Richter Heiner Cöllen auf Anfrage. „Zunächst hatte er im Ermittlungsverfahren behauptet, eine Zigaretten-Kippe achtlos weggeworfen zu haben“, sagte Cöllen. Davon war im Prozess jedoch keine Rede mehr.

Vielmehr räumte der zur Tatzeit noch 16 Jahre alte Jugendliche ein, dass er ursprünglich vorhatte, die Putzfrauen des Grevenbroicher Seniorenzentrums zu bestehlen. Diese hätten jedoch anders als von ihm erwartet den Aufenthaltsraum des Heimes nicht verlassen. Anschließend habe er einen Stapel Papier angezündet, wodurch letztlich der Großbrand in dem Altenheim entstanden sei.

Einen konkreten Grund für sein Verhalten konnte der Angeklagte nicht nennen. „Er hat aber eingeräumt, ,Scheiße’ gebaut zu haben“, sagte Cöllen: „Es sei einfach über ihn gekommen, er könne sich das heute nicht mehr erklären.“

Die Flammen jedenfalls hatten sich rasend schnell ausgebreitet, das Altenheim musste evakuiert werden. Laut Kreisdirektor Dirk Brügge, der gestern als Zeuge vor Gericht vernommen wurde, entstand ein Schaden von mehr als einer Million Euro. Derzeit wird das Gebäude saniert und wiederhergerichtet. Spätestens im Mai sollen die Bewohner das Heim wieder beziehen können.

Die Staatsanwaltschaft beantragte gestern in ihrem Plädoyer für den angeklagten Jugendlichen vier Jahre Jugendstrafe, die Verteidigung hielt mit zwei Jahren lediglich die Hälfte für angemessen. Richter Heiner Cöllen folgte letztlich dem Antrag der Staatsanwaltschaft. „Wir halten es für wichtig, dass der Junge eine entsprechende Erziehung genießt. In der Haft hat er die Möglichkeit, seinen Schulabschluss und eine Ausbildung nachzuholen“, so Richter Cöllen.

Laut Ermittlungen wurde der Junge schon als Elfjähriger bei der Polizei als Intensivtäter geführt. Seine Kindheit verlief unruhig, offenbar wurde er zwischen Mutter und Vater hin- und hergerissen. Mehrfach musste er sich bereits vor Gericht verantworten, zuletzt war er zu acht Monaten Jugendstrafe verurteilt worden. Das Urteil verfolgte der 17-Jährige regungslos — nach eigenen Angaben hatte er sich auf eine längere Haftstrafe eingerichtet.

Für den durch den Brand entstandenen Schaden ist zunächst die Versicherung des Heimes eingetreten. Laut Gericht muss der Junge damit rechnen, dass die Versicherung Klage gegen den ehemaligen Heim-Praktikanten erheben wird. Ob er den Schaden von über einer Millionen Euro jedoch jemals begleichen kann, ist höchst zweifelhaft.