Muschelblume in der Erft soll bekämpft werden

Der Eindringling tauchte erstmals vor sechs Jahren in dem Fluss auf.

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Grevenbroich. Ein riesiger Rasen an der Erft — doch jeder Hund, der darauf zuspringt, holt sich einen Schrecken und nasse Pfoten. Denn hinter dem samtig grünen Grasteppich verbirgt sich das Wasser der Erft, das die Muschelblume überwuchert. Diese breitet sich schier unaufhaltsam auf dem Fluss und seinen Seitenarmen aus. Jetzt haben der Erftverband und der Rhein-Kreis Neuss dem wild wuchernden Exoten den Kampf angesagt.

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Ein Kampf, der notwendig ist, wie Udo Rose, promovierter Biologe beim Erftverband, von seinen jüngsten Erkundungsfahrten weiß: Denn die Muschelblume breitet sich auch in diesem Jahr wieder aus. Am „Domer Loch“ bei Grevenbroich-Noithausen hat der Biologe etwa Fünf-Cent-große Schwimmpflänzchen gesichtet: „Das sind junge Muschelblumen, die vermutlich aus Samen gekeimt sind.“

Größere Flächen von jungen Muschelbumen hat Rose ebenfalls bim „Beesterkamp Graben“ in Noithausen ausgemacht. Dass die exotische Wasserpflanze auf dem Vormarsch ist, zeigen bereits größere Exemplare in der Erft zwischen Bedburg und Frimmersdorf. Die rund zehn Zentimeter großen Pflanzen sind Ableger, die dort vermutlich überwintert haben. Denn der vergangene milde Winter hat die Muschelblume auf der Erft gut gedeihen lassen.

Jetzt greift der Rhein-Kreis Neuss ein: „Wir planen für Freitag, 25. September, eine Säuberungsaktion in einem Teich am Stadtwald, in der Nähe des Türlings“, kündigt Norbert Clever, Leiter des Amtes für Umweltschutz beim Rhein-Kreis Neuss, an. Mit Unterstützung des Erftverbands wollen bis zu 25 Helfer der Muschelblume zu Leibe rücken. Vom Boot aus und mit den entsprechenden Werkzeugen ausgestattet, wollen sie das Wasser säubern. Eine solche mechanische Reinigung ist vermutlich die einzige Chance, um die Muschelblume aus der Erft zu entfernen.

Vor sechs Jahren tauchte die Pflanze, die im Amazonas beheimatet ist, erstmals in der Erft auf. Wie sie dorthin kam, darüber kann nur spekuliert werden. In dem warmen Erft-Waser — dessen Temperatur nie unter zehn Grad sinkt — fand sie ideale Bedingungen vor. Problematisch: Die Pflanze stört das Nahrungsnetz im Gewässer. Andreas Hussner, Biologe an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, hatte sich im vergangenen Jahr intensiver mit dem exotischen Eindringling beschäftigt. Einige seiner Erkenntnisse: Kleine Pflanzen, die auf der Wasseroberfläche treiben, scheinen resistent gegen Frost zu sein. Zudem waren die Muschelblumen produktiv — auf einer fünf Quadratmeter großen Fläche konnten mehr als 2000 Samen gesammelt werden. Allerdings hat auch Hussner nicht nachweisen können, dass aus den Samen Muschelpflanzen entstehen.

Deshalb könnte eine Sammel-Aktion, wie sie jetzt der Rhein-Kreis Neuss plant, durchaus erfolgversprechend sein. „Wir werden unter fachkundiger Unterstützung tätig werden“, so Norbert Clever. „Ich bin sicher, dass der Erfolg auch zu sehen sein wird.“

Udo Rose setzt beim Kampf gegen den Exoten ebenfalls auf das Prinzip Hoffnung. Was ihn allerdings eher skeptisch stimmt: „Angler hatten erst kürzlich das Domer Loch von der Muschelblume gereinigt.“ Und genau dort hat Rosen soeben wieder deutliche Spuren der Muschelblume feststellen können. Jetzt heißt es: „Abwarten und beobachten, wie die Muschelblume wächst.“