Schützenfest mit Rekord-Regiment

Mehr als 1600 Schützen und Musiker zogen bei der Königsparade mit. Die Stimmung war bestens.

Kaarst. Bevor das Schützenfest in Kaarst mit dem Fassbieranstich offiziell eröffnet wird, geht es besinnlich zu, wird auf dem Friedhof der Verstorbenen gedacht. Dass die Mienen der Schützen dabei am Samstagvormittag noch ein wenig ernster waren als sonst, hatte einen Grund: Es regnete. Aber schon eine Stunde später klarte es auf, und ein wunderschönes Fest begann.

Mehr als 1600 Schützen und Musiker - so groß war das Regiment von General Klaus Gehlen noch nie — boten tolle Festumzüge und Paraden. Das Königshaus mit König Matthias II. Johnen und seiner Königin Birgit genießt beim „Volk“ große Sympathien. Das gilt auch für Bürgermeister Franz-Josef Moormann, der fast schon wie ein Popstar gefeiert wird.

Zwei, drei kurze Schläge von ihm reichten, und das Fass war angestochen. „Was kann jetzt noch schiefgehen in dieser wunderschönen starken Stadt?“, fragte der Bürgermeister in die Runde und beantwortete die Frage selbst: „Nichts mehr.“ Die CDU-Bürgermeisterkandidatin Ulrike Nienhaus schaute genau hin, wie das mit dem Anzapfen funktioniert, Christian Gaumitz, ihr Konkurrent aus dem „Fünferbündnis“, war nicht erschienen.

Präsident Claus Schiffer lobte Platzmeister Dieter Wallfass: Erstaunlich, welch tollen Fahrgeschäfte er immer wieder nach Kaarst holt.“ Besonders eindrucksvoll wirkten sie nach Einbruch der Dunkelheit mit ihren Zehntausenden Lichtern. „X-Faktor“, zum ersten Mal in Kaarst, erfordert starke Magennerven. Die Kaarster bewiesen Mut, sehr viele gönnten sich dieses Vergnügen der besonderen Art.

Bei nahezu idealem Wetter war der Festplatz an beiden Tagen extrem gut besucht, ohne dass deshalb im Zelt gähnende Leere herrschte. Gestern war beim Königsfrühstück der designierte Erzbischof von Berlin und frühere Kaplan von Kaarst, Bischof Heiner Koch, schon top fit, obwohl er am Samstag lange gefeiert hatte: Schützenfest und seinen 61. Geburtstag. Gestern trug er sich ins Goldene Buch der Stadt ein: „In tiefer Dankbarkeit für die Heimat, die ich hier fand.“ Doch zuvor hielt er den Festgottesdienst, der hervorragend besucht war. Sein Thema: Die Heimat.

Die Sappeure Max Kahlenberg und Marvin Kazmierczak standen unbeweglich mit dem Kranz vor dem Ehrenmal, während das Tambourcorps Quirinusklänge Neuss und die Bundesschützenkapelle Neuss neben dem Großen Zapfenstreich auch „Ein Hoch auf uns“ spielten. Claus Schiffer sieht das Kaarster Fest auch deshalb als eine gute Gelegenheit, „seinen Akku aufzuladen“.

Die Parade gestern Mittag war wie immer beeindruckend. Konny Wilms kommentierte und interviewte in launiger Manier. Er sprach unter anderem mit Heinrich Leßmann, der der Bruderschaft seit 65 Jahren angehört und der es bis zum Ehrenbrudermeister brachte.

Wie groß die Anziehungskraft des Kaarster Schützenfestes ist, erfuhr auch Heinz Kampermann, ehemaliger Schützenkönig aus Büttgen: Sein Gast aus Marburg, der Strafrechtler Georg Freund, sollte sich zwischen einem Trip nach Düsseldorf und dem Kaarster Schützenfest entscheiden; das Schützenfest reizte ihn mehr. Es verlief — bei den enormen Menschenmassen alles andere als selbstverständlich — übrigens friedlich und harmonisch.