Silvester in Neuss Für die einen ist es Spaß, für die anderen die Hölle

Neuss · Tiere leiden unter dem Krach von Feuerwerk und Böllern. Im Tierheim Bettikum versuchen die Mitarbeiter, so gut es geht zu helfen.

„Katzen vertragen die Knallerei etwas besser als Hunde“, sagt Pascal Oelmüllers (mit Kater Leo).

„Katzen vertragen die Knallerei etwas besser als Hunde“, sagt Pascal Oelmüllers (mit Kater Leo).

Foto: Andreas Woitschützke

Leo streicht den Besuchern neugierig um die Beine. Zufrieden schnurrt er, wenn er gestreichelt wird. Der fünfjährige Kater ist ein relativ pflegeleichter Gast im Tierheim Bettikum. Seit einem Unfall hat er zwar Schwierigkeiten mit dem Bewegungsapparat, aber er ist zutraulich und verschmust. Das ist nicht bei allen Vierbeinern so, die hier – vorübergehend oder für längere Zeit – zuhause sind. Jetzt, vor Silvester, beginnt eine besonders schwierige Zeit für die Tiere. Wild- und Haustiere leiden gleichermaßen unter dem Lärm von Feuerwerk. „Katzen vertragen den Krach der Knallerei noch etwas besser“, sagt Pascal Oelmüllers, Leiter des Tierheims Bettikum. „Für viele Hunde ist es die Hölle.“

Die Tiere wüssten nicht, wo der Lärm der Böller herkommt. „Für sie bedeutet der Krach Gefahr, sie haben Angst und stehen unter großem Stress“, sagt Oelmüllers. Die Katzen könnten sich in ihren Höhlen in den Kratzbäumen verstecken und so die Silvesternacht noch relativ gut überstehen. Hunde dagegen seien gerade im Tierheim ohnehin oft unter Strom und bekämen teilweise extreme Panik, erklärt Oelmüllers. Er und seine Kollegen können nicht viel mehr tun, als für die Tiere auch in der Silvesternacht da zu sein und versuchen, zu beruhigen, wo es geht. Die Hunde würden sich sonst teilweise selbst verletzen, weil sie mit aller Gewalt versuchen, aus ihrem Zwinger zu kommen.

„Wenn es nur eine kurze Zeit um Mitternacht herum Krach gäbe, wäre es nicht so schlimm“, sagt Oelmüllers. „Aber es zieht sich ja über Tage hin.“ Für Leute, die sich diesen Spaß nicht nehmen wollen, hat er einen Tipp: „Versetzen Sie sich einmal kurz in die Lage eines Tieres.“ Wenn man nicht begreifen könne, wo der Lärm der Explosionen herkomme, löse das eine furchtbare Angst und einen Fluchtreflex aus. Kleinere Tiere wie Vögel, die besonders lärmempfindlich sind, könnten im Extremfall sogar daran sterben. „Es gibt zum Glück so viele Menschen, die ein Herz für Tiere haben“, sagt Oelmüllers. „Aber vielen ist das auch komplett egal.“

Ein Verbot von privatem Feuerwerk würde das Leiden der Tiere verringern, ist er überzeugt. Im Tierheim Bettikum, das vom Tierschutzverein Katzenhilfe Düsseldorf-Neuss betrieben wird, leben derzeit rund 30 Hunde, 60 Katzen und 50 Kleintiere – dazu zählen Vögel, Kaninchen, Meerschweinchen und zurzeit auch neun Igel, die sonst den Winter nicht überstehen würden.

Dass die Stadt Neuss im vergangenen Jahr ihren jährlichen Beitrag an das Tierheim von 50.000 auf 80.000 Euro erhöht hat, sei angesichts von Inflation und gestiegener Personalkosten eine sehr große Hilfe, erklärt Oelmüllers. Dennoch müssen rund zwei Drittel der Kosten weiterhin durch Spenden und Zuwendungen erwirtschaftet werden. Seit dem Frühjahr 2022 habe die Zahl der abgegebenen Tiere stark zugenommen – mit großer Wahrscheinlichkeit sei das eine Folge der Coronazeit, als sich viele Leute ein Haustier anschafften, das sie dann wieder loswerden wollen.

Für private Haustierhalter hat Oelmüllers einige Ratschläge für Silvester und die Tage darum herum: „Freigängerkatzen sollte man mit etwas Vorlauf ins Haus holen, damit sie nicht vor lauter Schreck verschwinden.“ Hunde sollte man tagsüber gut bewegen an der frischen Luft, damit sie müde sind und damit man nicht mitten in der Knallerei mit ihnen Gassi gehen müsse. Und sonst könne man nur für die Tiere da sein, sie möglichst beruhigen und auf keinen Fall alleine lassen.