Neuss: Bei Verdacht sofort Notruf wählen
Herzwoche: Die WZ sprach mit Chefarzt Michael Haude vom Lukaskrankenhaus über das Risiko Herzinfarkt.
Neuss. Will man eigentlich wissen, welche Symptome ein Herzinfarkt verursacht? Und wie man ihm vorbeugen kann? Aus Anlass der Herzwoche sprach die WZ mit Professor Michael Haude, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Neusser Lukaskrankenhaus.
Herr Haude, nach Schätzungen der Herzstiftung sterben in Deutschland jährlich 150000 Menschen an den Folgen eines Herzinfarkts. Die Medizin hat sich rasant entwickelt. Warum ist die Sterblichkeit so hoch?
Haude: Die Diagnose wird oft nicht rechtzeitig gestellt. Das Überleben ist abhängig vom schnellen Eingreifen. Je länger nach dem Infarkt gewartet wird, um so mehr Gewebe am Herzen stirbt ab, und die Gefahr zu sterben steigt.
Kann man einen Herzinfarkt erahnen?
Haude: Ja. Der Körper gibt üblicherweise klare Warnsignale. Das sind Beschwerden in der Brust, auch Schmerzen oder Druck. Unter Umständen strahlt der Schmerz in den linken Arm, bis in den Kiefer oder auch in den Bauch. So manches Mal ist schon eine Blinddarmreizung diagnostiziert worden - weil nicht gleich ein EKG geschrieben worden ist.
Was ist zu tun, wenn man derartige Warnsignale empfängt, in der Einschätzung aber unsicher ist?
Haude: Was zu tun ist, ist klar: den Notruf unter 112 wählen. Der Notarzt wird dann sofort ein EKG schreiben und einschätzen, ob es einen Infarkt gegeben hat, ob es ein kleiner oder ein großer ist. Bei einem großen Infarkt soll der Patient in ein Katheterlabor gebracht werden - das wäre zumindest die beste Lösung.
Gleich den Notarzt rufen, wenn es in der Brust schmerzt? Wird da nicht mancher zögern, weil er fürchtet, sich zu blamieren?
Haude: Aber das wäre ganz falsch! Er blamiert sich nicht. Lieber zehn Mal ein Fehlalarm als ein ein Mal einen Infarkt übersehen. Und zahlen muss man den Einsatz ja auch nicht. Auch selbst in die Klinik zu fahren oder zu Fuß zu gehen, ist gefährlich. Nach einem Infarkt kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen, da droht der Herztod.
Der Herzinfarkt war früher eine typische Diagnose bei alten Menschen...
Haude: Früher ja. Aber längst sind auch Jüngere betroffen. Da wirkt sich der ungesunde Lebenswandel aus. Zu viel Gewicht, Bluthochdruck, zu wenig Bewegung. Und natürlich das Rauchen. Ich sage immer, wenn durch zuviel Cholesterin die Adern eng werden, ist das Rauchen der Mörtel. 19 von 20 jungen Patienten, die hier ins Lukas kommen, haben zum Zeitpunkt des Infarkts geraucht. Das Bewusstsein dessen, was wir uns antun können, ist leider immer noch nicht sehr ausgeprägt.
Wird die Zahl der Todesfälle nach Herzinfarkten noch weiter ansteigen?
Haude: Einige Kollegen meinen, der Scheitelpunkt sei überschritten. Ich glaube das nicht. Fest steht aber: Die Diagnosestellung und Therapie ist deutlich besser geworden, gerade, was die großen Infarkte betrifft.