Häufig verstopfte Straßen in der Innenstadt von Neuss Lieferverkehr soll reduziert werden
Neuss. · Der Online-Handel wächst, und mit ihm die Verkehrsbelastung. Eine Lösung muss her.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein bringt eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung sogenannter City Hubs in Neuss sowie in Mönchengladbach und Krefeld auf den Weg. Ziel ist es, die Innenstädte vom zunehmenden Lieferverkehr zu entlasten. Dieser – und oft in zweiter Reihe parkende Lieferfahrzeuge – sorgen schon heute oft für verstopfte Straßen. Der wachsende Online-Handel trägt laut IHK zudem dazu bei, dass die Infrastruktur in den Innenstädten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stößt. Die Studie soll helfen, Lösungen für das Problem umzusetzen. „Es geht darum, dass die letzten Strecken zum Kunden mit kleinen Lieferfahrzeugen wie Lastenfahrrädern zurückgelegt werden. Das könnte die Straßen spürbar entlasten“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz.
Studie untersucht Areal zwischen
Hauptbahnhof und Stadthalle
In den Blick genommen werden soll vor allem die sogenannte letzte Meile. Der Logistikexperte Thomas Klann hat die Idee zur Studie mit auf den Weg gebracht. Der Christdemokrat ist Mitglied der Kommission Energie, Umwelt, Bau und Verkehr des Bundesverbands der Mittelstandsvereinigung (MIT) der CDU. „In der Studie wird zunächst einmal der Bereich zwischen Hauptbahnhof und Stadthalle in den Blick genommen“, sagt er. Die grundlegende Idee: Lieferungen werden ab dem Hub – also einem Verteilzentrum für Waren – statt mit Transportern zum Beispiel mit E-Lastenrädern und Street-Scootern zum Kunden gebracht. Dabei gilt es jedoch nicht nur zu sehen, wo ein City Hub in Neuss idealerweise eingerichtet wird. Es müssen auch die Logistikunternehmen mit ins Boot geholt werden. „Da gab es bereits Gespräche, die im Zuge der Studie weitergeführt werden sollen“, erklärt Klann.
Die Standortsuche läuft im Rathaus bereits. Planungsdezernent Christoph Hölters betont, dass der City Hub ein Punkt im Integrierten Stadtentwicklungskonzept für das Bahnhofsumfeld ist. „Ideal wäre, wenn für den City Hub ein Standort gefunden würde, an dem die Bürger auch Sendungen aufgeben oder abholen könnten“, sagt Hölters. Der Lieferverkehr wächst schließlich analog zum Online-Handel. Laut „Online-Monitor 2018“ des Handelsverbands Deutschland (HDE) ist der Onlinemarkt zuletzt mit 10,5 Prozent stärker als erwartet gewachsen, eine Sättigungsgrenze sei nicht in Sicht.
Jede Möglichkeit, die Innenstädte zu entlasten, ist begrüßenswert
Jedes bestellte Paket muss aber auch zugestellt werden. Daher brauchen die Städte adäquate Konzepte, um dem zunehmendem Lieferverkehr Herr werden zu können. SPD-Chef Sascha Karbowiak betont: „Jede Möglichkeit, die Innenstadt vom Verkehr zu entlasten, ist begrüßenswert.“ Das Grundkonzept des City Hubs wurde auch in der interfraktionellen Arbeitsgruppe „Urbane Mobilität“ erörtert.
In Großstädten sind sogenannte Micro Hubs bereits üblich. Meist handelt es sich um Aufstellcontainer der Paketdienstleister am City-Rand. Dorthin werden die Sendungen per Lkw geliefert, um dann von Boten zu Fuß oder per Lastenrad in der Stadt verteilt zu werden. Gleichzeitig sammeln die Boten Sendungen aus der City ein. Wolfgang Baumeister, Leiter des IHK-Bereichs Verkehr und Infrastruktur, weiß, dass die Vermutung naheliegt, eine solche Lösung könnte auch ein Weg zur Reduzierung des Verkehrs in kleineren und mittelgroßen Städten sein. „Allerdings scheitern solche Lösungen bisher an dem nicht ausreichenden Sendungsaufkommen der einzelnen Dienstleister.“