Sicherheitsmaßnahmen In Neuss Krankenhäuser sind besorgt wegen voller Notaufnahmen

Neuss. · Viele Eltern kommen wegen harmloser Erkrankungen ihrer Kinder.

Dr. Guido Engelmann ist Chefarzt im Lukaskrankenhaus.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Die Notaufnahmen der Neusser Krankenhäuser müssen mit immer mehr Patienten klarkommen. Vor allem Eltern bringen ihre Kinder immer öfter wegen Banalitäten in die Notfallambulanz. Das drückt auf die Stimmung: Lange Wartezeiten und Unverständnis führen zu teilweise aggressivem Verhalten bei Patienten.

Der Grund: Die Ansprüche und die Erwartungen der Patienten hätten sich stark verändert, so Heiko Schmitz, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Patienten würden eine medizinische Versorgung immer öfter und zu jeder möglichen Zeit in Anspruch nehmen wollen. Das beobachtet auch Dr. Guido Engelmann: „Kinder und Babys mit Schnupfen oder Mückenstichen haben wir hier oft. Wir hatten auch schon mal ein Baby, dem eine Eichel auf den Kopf gefallen war.“ Und wenn die jungen Patienten in der Klinik nicht sofort dran kämen, würden Eltern oftmals wütend oder gar aggressiv.

Notfallknopf soll Personal vor
aggressiven Eltern schützen

Deswegen habe man in den letzten Jahren beispielsweise das Sicherheitspersonal aufgestockt und einen Notfallknopf für Krankenschwestern eingeführt. Ein solcher Notfallknopf soll nun auch im Johanna-Etienne-Krankenhaus eingeführt werden. Neben dem Sicherheitsdienst, speziellen Schließsystemen und Kameraüberwachung über das Gelände soll dieser zusätzliche Sicherheit für das Personal bieten.

Chefarzt Dr. Engelmann sieht das Problem in einer allgemeinen Verunsicherung: „Viele haben heutzutage große Angst vor katastrophalen Krankenheiten.“ Gleichzeitig sinke aber das Wissen darüber. Auch Dr. Jürgen Funck, Neusser Kinder- und Jugendarzt und Bezirksobmann des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte im Rhein-Kreis bestätigt diese Entwicklung. In die Notfallsprechstunde des kinderärztlichen Notdienstes „Paednetz“ am Lukaskrankenhaus, das Funck mitgegründet hat, kämen manchmal bis zu 200 Kinder und Jugendliche pro Tag, viele davon mit harmlosen Anliegen. Er fordert deshalb eine frühe Gesundheitserziehung schon ab dem Kindergarten.

(mkoe)