Neuss: Einzelhandel - Ernüchterung statt Euphorie

Noch brummt das Rheinparkcenter nicht. Händler hoffen, dass es mit dem zweiten Bauabschnitt bergauf geht.

Neuss. Knapp zwei Monate nach Eröffnung des ersten Bauabschnitts des neuen Rheinparkcenters ist die Anfangs-Euphorie der Ernüchterung gewichen. Gerade die Betreiber in kleineren Läden klagen über geringen Umsatz.

"Sehr überschaubar" sei der Zulauf an Kunden, sagt der Angestellte eines Tabak- und Zeitungsgeschäfts, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will. "Nichts in der Kasse und dann noch schlechte Stimmung verbreiten, das sieht mein Chef bestimmt nicht gerne."

Wie er hoffen viele Kollegen auf das nächste Frühjahr, wenn mit Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts 2011 noch mal über 100 Läden dazukommen und die Baustellen vor der Tür verschwinden. "Dann gibt es hier eine ganz andere Vielfalt und es wird auch bestimmt mehr Werbung gemacht."

Ein Center-Mitarbeiter, der ebenfalls anonym bleiben will, zählt auf, was in seinen Augen noch fehlt: "In der oberen Etage gibt es kein Café, nichts, wo man sich mal hinsetzen kann. Das ist vor allem für ältere Kunden kaum zumutbar. Und warum gibt es eigentlich keine Eisdiele im Center?" Er ist überzeugt, dass höchstens in vier Läden wirklich die Kasse klingelt: "Saturn, Real, Parfümerie Becker und das Weingeschäft Barrique."

Auf die komplette Fertigstellung des Rheinpark-Centers baut natürlich auch Center-Manager Michael Kropp. "Zur Karnevalszeit im Februar zu eröffnen, war natürlich auch nicht unser Wunschtermin, aber das ging nun mal nicht anders."

Er sieht das Center auf einem guten Weg, durch die Eröffnung von Ernstings Family, Blumen Risse, einer Reinigung und demnächst Sweet Pills (Süßigkeiten) gebe es innerhalb des ersten Bauabschnitts kaum noch Leerstände. Im Mai sollen Apotheke und Obstladen folgen.

Auch die Arbeiten des zweiten Bauabschnitts würden zügig vorangehen, die Baustelle sei nach dem tragischen Unfalltod eines Arbeiters Anfang März nur kurz stillgelegt worden. "Ich habe mein Büro im alten Imotex- Gebäude, da wackeln tagsüber schon ordentlich die Wände", sagt Kropp und will veranschaulichen, dass alle, die im und für das Rheinpark-Center arbeiten, in dieser Übergangsphase viel Geduld üben müssen.

Der Streit von Cruse Classics mit der Stadt scheint beigelegt: Man sei auf einem guten Weg, eine Einigung zu erzielen, sagte Bürgermeister Herbert Napp Donnerstag am Rande eines Pressegesprächs.

2004 hatte sich das Unternehmen, das Mode für Damen und Herren in verschiedenen so genannten Shop-Welten präsentiert, auf 3500 Quadratmeter im damaligen Huma-Center vergrößert. Weil nun Peek&Cloppenburg vom Hauptstraßenzug ins neue Rheinparkcenter umgezogen ist, gab es für Cruse Classics im gleichen Segment keinen Platz mehr.

Nach der Ablehnung eines Bauantrags für den Umzug ins "Haus Paris" gleich neben dem Rheinparkcenter, drohte der Unternehmer Georg Cruse, die Stadt zu verklagen. Von einer Schadensersatzforderung von 2,5 Millionen Euro war die Rede. Nach einem Ortstermin kündigte Napp an, die Baugenehmigung doch zu erteilen, wenn Cruse von Klage und Schadensersatzanspruch Abstand nehme.

Unter den Geschäftsleuten in der Innenstadt sorgte die in Aussicht gestellte Genehmigung für Unruhe. Es wurde die Sorge geäußert, weitere Einzelhandelsflächen könnten an der Breslauer Straße hinzukommen.

Napp versicherte am Donnerstag, dass man keinen Präzedenzfall mit der Genehmigung schaffen wolle. Denn eine Veränderungssperre, die im Center künftig keinen weiteren Einzelhandel mehr zulasse, greife jetzt.

Cruse Classics will nun im Herbst ins Haus Paris umziehen. Termin für die Neueröffnung: 1. September.