Fernsehteams drehen im Inkult Neuss „Man muss nicht nach extremistischen Inhalten suchen“
Neuss · Das Jugendzentrum „InKult“ hat sich mit seiner Präventionsarbeit bundesweit einen Namen gemacht. Das drückt sich auch in immer neuen Filmprojekten aus.
(-nau) Für Medienvertreter und Politiker, die sich mit politischem oder religiös motiviertem Extremismus beschäftigen, ist das Jugendzentrum InKult eine gefragte Adresse. Erst recht nach dem Rummel um eine „Scharia-Polizei“ an einer Neusser Gesamtschule. Denn am Berghäuschensweg stehen Prävention, Aufklärung und politische Bildungsarbeit hoch im Kurs.
Das bestätigen Besucher wie zuletzt die Grünen-Landtagsabgeordnete Verena Schäffer. Sie nannte das InKult „eine wichtige Säule für die Bildung von Kindern und Jugendlichen“, weil dort, wie sie erklärt, „interkulturelle und soziale Kompetenzen aufgebaut und demokratische Werte gestärkt werden“.
Das macht die Jugendlichen und Betreuer der Einrichtung auch zu gefragten Gesprächspartnern vor laufender Kamera. Für die Fernsehdokumentation „Kalifat in der Schule – Wie gefährlich ist der Hype um Hassprediger?“ des SWR reiste Lisa Hüttl aus Berlin an, um im Inkult Antwort auf zwei Fragen zu bekommen: „Wie schnell geraten Teenager bei TikTok in die Fänge von Islamisten?“ Und: „Was können wir gegen die Radikalisierung von Schülern tun?“ Hintergrund war, dass Islamisten über TikTok verstärkt Schüler ansprechen und spürbar sei, wie Extremismusforscher, Lehrer und Sozialarbeiter in dem Beitrag übereinstimmend berichten, dass sich muslimische Schüler besonders seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel radikalisiert haben.
Mirac Göl konnte dazu aus eigener Erfahrung in den sozialen Medien berichten. „Man muss nicht nach extremistischen Inhalten suchen“, sagte der Jugendsprecher des Trägervereins Interkulturelle Projekthelden. „Durch verschiedene Klassengruppen oder Gruppen mit Freunden taucht ein Video ganz schnell auf – und man ist im extremen Algorithmus gefangen.“ Er sei froh, gab Göl zu, dass er bei den Projekthelden Menschen fand, mit denen er offen sprechen und die ihm helfen konnten.
„Ein Kinderschutzkonzept muss in der heutigen Zeit auch den Bereich Extremismus umfassen“, sagt Umut Ali Öksüz. Denn extremistische Einflüsse und Ideologien stellen nach Überzeugung des Vorsitzenden der „Projekthelden“ eine „erhebliche Gefahr für die körperliche, seelische und geistige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen dar“. Solche Schutzkonzepte wurden im InKult erarbeitet – mit Beteiligung der Kinder und Jugendlichen, wie InKult-Mitarbeiterin Marianne Bouguettaya betont. Und auch diese Arbeit mündete in einem Medienprojekt. In und mit dem InKult produzierte das Paritätische Jugendwerk NRW zwei Kurzfilme. „Endlich konnten wir darüber sprechen und auch zeigen“, berichtet Sara (12), „wie Gewalt entsteht – und was Cybermobbing alles kaputt machen kann.“