Ordnungspartnerschaft in Neuss JU findet Bahnhofsgegend unsicher

Neuss. · Der Jungen Union reichen die Streifen der Polizei und des Ordnungsdienstes nicht aus. Bundespolizei und Sicherheitsdezernent Holger Lachmann sehen das völlig anders.

Laut der Polizei dienen die Streifen am Bahnhof vor allem der Erhöhung der „subjektiven Sicherheit“.

Foto: Woitschützke/Woitschützke Andreas

Natalie Goldkamp, Schatzmeisterin der Jungen Union in Neuss, wohnt nur wenige Schritte vom Hauptbahnhof entfernt. Regelmäßig beobachtet oder hört sie von ihrer Wohnung aus Pöbeleien, auch körperliche Auseinandersetzungen, die sich dort zutragen. Gerade in den Abendstunden steigere sich ihr ungutes Gefühl. Ihr Eindruck: Der Bereich rund um den Hauptbahnhof wird von der Polizei und dem Ordnungsamt nicht ausreichend bestreift. „Eine Dauerpräsenz oder zumindest eine engere Taktung der Streifen wäre angebracht“, sagt sie. Von der seit Jahren bestehenden Ordnungspartnerschaft zwischen der Polizei und dem Kommunalen Service- und Ordnungsdienst (KSOD) hat sie kein gutes Bild: „Ich habe nicht den Eindruck, dass dort Hand in Hand gearbeitet wird“, sagt Natalie Goldkamp. Björn Tuschen, stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union, bekräftigt: „Die Kontrollen sind nicht von Kontinuität geprägt.“ Man werde sich in Zukunft zusammensetzen und eventuell auch entsprechende Anträge formulieren.

Sicherheitsdezernent spricht
von regelmäßigem Austausch

Aber funktioniert die Ordnungspartnerschaft tatsächlich nur begrenzt? Sicherheitsdezernent Holger Lachmann widerspricht vehement und bezeichnet die Vorwürfe der Jungen Union als „haltlos“. Dies belegt er mit Zahlen: „Im Bereich der Innenstadt sowie des Bahnhofes haben im Jahr 2019 insgesamt 137 gemeinsame Streifen von KSOD und Polizei stattgefunden. Hinzu kamen noch 19 gemeinsame Streifen im Bereich der Furth, die im Regelfall den Bahnhof von der Further Seite einschließen. Innerhalb des Bahnhofes obliegt dies der Bundespolizei.“ Die KSOD-Mitarbeiter setzen sich laut Lachmann mit der Polizei selbstständig in Verbindung, zusätzlich gebe es festgelegte Termine, an denen zum Beispiel auch die Bundespolizei oder die Bahnhofssicherheit teilnehmen. Ein regelmäßiger Austausch sei somit gewährleistet.

Auch nach Angaben der Kreis-Polizeibehörde funktioniert die Ordnungspartnerschaft mit der Stadt „einwandfrei“. Eine Dauerpräsenz rund um den Bahnhofsbereich werde aus polizeilicher Sicht nicht als erforderlich angesehen.

Die Bundespolizei sieht ebenfalls keinen Anlass, zum Beispiel ein Bundespolizei-Revier am Neusser Hauptbahnhof einzurichten. Ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin beruft sich dabei auf die objektiv bestehende Sicherheitslage – Stichwort Kriminalitätsstatistik.

Aber wofür ist die Bundespolizei überhaupt verantwortlich? Ihr obliegt die Zuständigkeit für den Neusser Hauptbahnhof als Bahnanlage der Eisenbahn des Bundes. Dabei bezieht sich die Zuständigkeit aber grundsätzlich auch auf den unmittelbaren Hauptbahnhof, das heißt das Bahnhofsgebäude nebst Bahnsteigen und Gleisanlagen. In diesem Kontext ist die Zufahrtsstraße Further Straße in Richtung der „Radstation“ allerdings vom vorgesehenen Zuständigkeitsbereich ausgenommen.

Es gibt keine festen Zeiten
für die Streifen am Bahnhof

Bestreift werde der Neusser Hauptbahnhof auf Basis einer regelmäßigen Auswertung der polizeilichen Kriminalitätsstatistik und eines Lage- und Informationsaustausches mit den benachbarten Sicherheits- und Ordnungspartnern. Dies geschehe zu unregelmäßigen Zeiten und habe vor allem das Ziel, „das subjektive Sicherheitsgefühl zu stärken“, so der Polizei-Sprecher. Hierbei kämen mitunter auch zusätzlich angeforderte Kräfte der Bundesbereitschaftspolizei zum Einsatz.