Händler in Neuss Zoohandlung Siegert schließt Ende des Jahres
Neuss. · Am 28. Dezember ist Schluss. Eine brancheninterne Nachfolge wird es nicht geben.
Viele Neusser Wellensittiche, Kanarienvögel und Agaporniden (besser bekannt als „Unzertrennliche“) müssen sich womöglich Anfang des kommenden Jahres umstellen. Denn die Zoohandlung Siegert am Glockhammer, jahrelang Bezugsquelle für ihr individuell zusammengestelltes Mischfutter, schließt am 28. Dezember für immer. Der Ausverkauf hat bereits begonnen. Eigentlich hatte Karl Siegert noch drei Jahre weitermachen wollen – bis zum Erreichen des
75. Lebensjahrs. Doch er hat Probleme mit den Knien, kann nur noch schlecht laufen. Seine Entscheidung für den wohlverdienten Ruhestand bedeutet das Aus für „das letzte Geschäft mit lebenden Tieren in der Innenstadt“, so der Betreiber.
Denn eine brancheninterne Nachfolge in dem von ihm angemieteten Ladenlokal werde es nicht geben. „Das will heutzutage keiner mehr machen“, erklärt Karl Siegert. „Man muss ja auch sonntags und feiertags in den Laden kommen, um die Tiere zu füttern und sauber zu machen.“ Er selbst habe in den vergangenen 15 Jahren keinen Urlaub mehr gemacht. „Für diesen Job braucht es Herzblut.“
Vogelzucht begeisterte Siegert
bereits als Jugendlichen
Das hat Karl Siegert zur Genüge: Tiere sind seine große Leidenschaft. Schon im Alter von 13 Jahren befasste sich der gebürtige Neusser mit der Vogelzucht. Später kamen Mäuse und Hamster dazu. Nur Fische waren seine Sache nicht. Das Hobby sollte ihn nicht mehr loslassen. „Ich habe zum Glück eine Frau gefunden, die das toleriert.“ Und nicht nur das: Vor 33 Jahren eröffneten Karl und Silvia Siegert auch gemeinsam die Zoohandlung. Dieser Schritt war die Folge des Zuchterfolgs. Mit seinen gefiederten Freunden war Siegert, früher im Großhandel für Tapeten und Bodenbeläge tätig, in der Szene derart bekannt geworden, dass er laufend auf die begehrten Tiere und das nötige Zubehör angesprochen wurde. Warum es also nicht mal mit einem kleinen Laden versuchen? Der Startschuss fiel an der Sternstraße, später zog das Geschäft zum Freithof um. Die längste Zeit aber lautete die Adresse Glockhammer.
Dort bot er unter anderem Terrarien, Käfige sowie Spielzeug für Hunde und Katzen an. In den Hochzeiten kreuchte und fleuchte es geradezu in dem Geschäft. Zu bestaunen gab es Meerschweinchen, Kaninchen, Rennmäuse und sogar Kornnattern, eine ungiftige Schlangenart. Natürlich durften schmucke Piepmätze nicht fehlen. Einige flattern auch jetzt noch am Glockhammer: jeweils zehn Wellensittiche und Kanaries sowie sechs „unzertrennliche“ Papageien.
Falls sie keine neuen Besitzer finden, will Karl Siegert sie mit nach Hause nehmen. In seinem Garten am Rande der Innenstadt steht eine große Voliere mit derzeit schon etwa
30 Exemplaren. Um die Futterfrage will er sich für seine Stammkunden ebenfalls kümmern. Zumindest will er es versuchen. Vielleicht kann sein Großhändler am Niederrhein ja weiterhelfen. Die Vögel haben sich nun mal an die Zubereitung à la Siegert gewöhnt.