Neuss: Radsport - „Nie an eine Absage gedacht“

Das Teilnehmerfeld der sechsten Tour de Neuss kann sich erneut sehen lassen.

Neuss. Die sechste Auflage der Tour de Neuss am Mittwoch, 1. August, wird drei Tage nach Beendigung der Frankreich-Rundfahrt ungeachtet der Doping-Debatte und des gestern bekannt gewordenen neuen Falls um den Kasachen Alexander Winokurow wie gewohnt über die Bühne gehen. Das bestätigt Stephan Hilgers, 2. Vorsitzender des Neusser Radfahrervereins, der die Tour durchführt: "Wir haben trotz allem keine Minute daran gedacht, die Veranstaltung abzusagen."

Zwar habe man wegen der negativen Schlagzeilen in der Öffentlichkeit vier Sponsoren verloren, "aber wir haben auch drei neue hinzugewonnen". So befinde man sich finanziell im grünen Bereich. "Natürlich müssen wir dennoch ein wenig zittern, ob das Geld letztlich wirklich auf unser Konto fließt."

Auch der NRV-Geschäftsführer Uwe Pommer ist stolz, dass man nahezu alle Partner an sich habe binden können: "Es hat keine Fahnenflucht gegeben."

Andreas Kappes, sportlicher Leiter der Tour, reagiert auf das Thema Doping zwar äußerst dünnhäutig (siehe Zitat-Leiste rechts), konnte sich bei der Zusammenstellung des Fahrerfeldes aber auf seine guten Kontakte verlassen. "Im Vorjahr hatten wir hier das vielleicht beste Teilnehmerfeld überhaupt am Start. In diesem Jahr stehen wir aber nicht viel schlechter da", so der 41-Jährige.

Gleich neun Teilnehmer der Tour de France - Kappes: "Giganten zum Anfassen" - werden in Neuss zu sehen sein, "wenn denn in Frankreich nicht noch einer vom Rad fällt", scherzt Pommer.

Trotz diverser Unkenrufe im Vorfeld wird neben den unbelasteten Jens Voigt, Ronny Scholz, Fabian Wegmann, Robert Förster sowie Vorjahressieger und Lokalmatador Markus Fothen auch Erik Zabel auf der Kaiser-Friedrich-Straße in die Pedale treten.

Eine Bereicherung soll Joachim Tolles für das Fahrerfeld werden, ist er doch ein waschechter Neusser. Außerdem mit dabei: zwei international besetzte Mannschaften aus Tschechien und Asien sowie das Team Sparkasse mit Andreas Beikirch.

Auch die Stadt Neuss steht weiterhin fest hinter dem Radfahrerverein als Organisator der Tour de Neuss. "Es ist eine der attraktivsten Veranstaltungen in Neuss und daher ein guter Werbeträger für uns", erklärt Pressesprecher Hans Miezen. Doping sei primär ein Thema, das die Rennställe und der Radsportverband zu lösen hätten - was Andreas Kappes jedoch ganz anders sieht. Die Alleinschuldigen in seinen Augen: die Journalisten.

Uwe Pommer entschuldigte sich später für die rüden Äußerungen seines sportlichen Leiters: "Das war ganz allein die Meinung von Andreas Kappes." Natürlich könne man auch Journalisten nicht von Schuld freisprechen, "aber man kann doch nicht alle über einen Kamm scheren". Für Pommer steht fest: "Da ist Kappes wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen."