Neuss: Ratsbürgerentscheid: Die Linie 709 fährt weiter

53 Prozent stimmten gegen die Herausnahme. Das Quorum von 20 Prozent wurde nicht erreicht.

Neuss. Während vor dem Rathaus die Trödelmarktbuden abgebaut wurden und die ersten Müllwagen über den Hauptstraßenzug fuhren, brandete im Foyer Jubel auf. Eine knappe halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale stand fest: Eine Mehrheit der Beteiligten am Ratsbürgerentscheid ist gegen die Herausnahme der Linie 709 aus der Innenstadt.

Dieses Ergebnis hielt auch stand, nachdem gegen 19 Uhr die mehr als 8000 Briefwahlzettel ausgezählt waren. Insgesamt sagten 53,8 Prozent der Neusser, die an der Abstimmung teilnahmen, "nein" zur Herausnahme.

Freude, Enttäuschung, erste Interpretationen des Ergebnisses wechselten im Foyer. Denn schnell war klar: Das notwendige Quorum für eine Entscheidung - 20 Prozent der 117 585 Wahlberechtigten hätte für die eine oder andere Lösung stimmen müssen - wurde nicht erreicht. Das wären mehr als 23 500 Neusser gewesen, die sich zum Beispiel für die Herausnahme hätten entscheiden müssen. Tatsächlich taten das nur 15 888, dagegen waren 18 520 Neusser. Die Beteiligung lag bei 29,3 Prozent.

Bürgermeister Herbert Napp murmelte zwischen zwei Telefonaten etwas von "Harakiri", sollte der Rat jetzt noch auf einer Herausnahme bestehen. Die Mehrheit dazu war da gewesen, hatten sich doch CDU und FDP schon früh eindeutig positioniert. Jörg Geerlings, CDU-Parteivorsitzender und Stadtverordneter, mochte aber nicht als Verlierer dastehen. Immerhin sei es ein knappes Ergebnis. Enttäuscht zeigte er sich von der eher schwachen Beteiligung. Aber dennoch: "Diesen Bürgerwillen wird man nicht missachten können."

Freude bei SPD-Fraktionschef Reiner Breuer darüber, "dass jetzt die Bahn erhalten bleibt", Schadenfreude bei Ingeborg Arndt von den Grünen: "Die anderen sind die Verlierer." Gelöste Stimmung jedoch bei Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher und dem Vorsitzenden des City-Treff, Thomas Toll. Die beiden hatten schon vor dem Ergebnis miteinander gelacht, und Toll spendierte seinem Kontrahenten in der "Sauna" Rathausfoyer ein kühles Mineralwasser. Der Einzelhändler jedenfalls, obwohl "Herausnahme-Mann", sah die Stadt dennoch als Gewinner: "Endlich wird intensiv über die Entwicklung der Innenstadt diskutiert."