Neuss riecht wieder besser

Ölmühlen: Die Hafenfirmen haben Millionen Euro in neue Technik investiert, um den Gestank zu reduzieren. Messungen bescheinigen der Stadt eine frischere Luft.

Neuss. In der Innenstadt, am Hafenbecken, auf der südlichen Furth und im Barbaraviertel kann man immer öfter wieder tief durchatmen. Das bestätigen aktuelle Untersuchungen. Nur noch selten steigt die typische "Neusser Luft" in die Nase: der penetrante Geruch, der vielen Bürgern und Besuchern in Hafennähe seit Jahren - und vor allem an heißen Sommertagen - gewaltig stinkt.

Jahrelang lag die Geruchsbelastung auf hohem Niveau, dabei setzten vor allem die Ölmühlen zu viele unangenehme Stoffe frei. 2004 gab die Verwaltung eine umfangreiche Untersuchung in Auftrag, bei der hohe Überschreitungen der Grenzwerte festgestellt worden waren. Die Messungen stützen sich auf die Geruchsimmissionsrichtlinie (Girl). Nach der darf es in Wohn- und Mischgebieten maximal an zehn Prozent der Jahresstunden eine Geruchsbelästigung geben. In Neuss wurde selbst der Immissionswert für Gewerbe- und Industriegebiete von 15 Prozent der Jahresstunden vielerorts überschritten.

Der Weg zu "riechbaren Verbesserungen" sei dabei nicht einfach gewesen. "Lärm ist unstrittig gesundheitsschädigend, Gerüche werden dagegen vor allem als lästig empfunden", sagt Bürgermeister Herbert Napp und nennt damit einen Grund, weshalb es so schwierig war, die Firmen zum freiwilligen Kampf gegen den Gestank zu motivieren. Durch eine Kooperation von Stadt, Behörden und Hafenfirmen sei es nun gelungen, das Problem gemeinsam in den Griff zu bekommen. Man habe "super zusammengearbeitet", so Napp. Aus gutem Grund: Die Geruchsbelästigung hätte auch Wohnprojekte wie an der südlichen Furth oder an der Münsterschule stoppen können.

14 Hafenbetriebe, die als "Stinker" gelten, haben in den vergangenen Jahren Millionen Euro in neue Technik wie etwa Biofilter investiert. "Das ist ein Erfolg, der nicht einfach zu erreichen war. Nirgendwo sonst stehen so viele Ölmühlen dicht beieinander wie im Neusser Hafen", sagt der Bürgermeister.

So hat etwa die Ölmühle Sels 2007 über fünf Millionen Euro in eine neue Technologie investiert, um Gerüche, die während der Produktion entstehen, deutlich einzudämmen. Zudem wurde geruchsbelastete Abluft verbrannt und durch einen Kamin abgeleitet. Spezielle Biofilter wurden eingebaut. Andere Firmen haben neue Schornsteine errichtet und ebenfalls neue Filteranlagen eingesetzt.

Die Untersuchungen zeigen, dass in diesem Jahr - unter den gleichen Rahmenbedingungen wie 2004 - nur noch vereinzelt Überschreitungen auftraten. Überhöhungen gibt es etwa an der Rennbahn. "Der spezielle Geruch kommt hier aber aus den Pferdeställen", klärt die Leiterin des Umweltamtes Dagmar Vogt-Sädler auf.