Auftritt in Neuss Sarah Hakenberg begeistert mit bissigem Humor und Musik

Neuss · Im Rheinischen Landestheater beeindruckte Sarah Hakenberg mit ihrem Programm „Mut zur Tücke“. Sie präsentierte eine Mischung aus Protestsongs, Selbstironie und humorvollen Geschichten.

Mit ihrem Programm „Mut zur Tücke“ trat Sarah Hakenberg am Donnerstag im Rheinischen Landestheater auf.

Foto: Ralf Bauer

Schmählieder, Protestsongs, Ohrwürmer: Sarah Hakenberg hat sie alle im Repertoire. Im Rheinischen Landestheater (RLT) eroberte sie schnell die Köpfe, aber auch die Herzen mit ihren tollen Songs und ihrem erfrischenden Wesen. Die Welt zu verbessern, das ist das große Thema, das sich wie ein roter Faden durch das Programm „Mut zur Tücke“ zieht.

Trotz ausklingender Bronchitis war die 43-Jährige aus Ostwestfalen am Donnerstag angereist, Lutschtabletten zur Besänftigung der Stimmbänder immer griffbereit. „Notfalls huste ich“, erklärte die Künstlerin. „Wir verändern die Welt, seid ihr dabei?“ Ironisch fügte sie hinzu: „Der Ansatz, der am meisten Spaß macht: andere Menschen auf ihr Fehlverhalten aufmerksam zu machen.“ Was sehr schnell auffiel, waren die gelungenen Reime – da saß jedes Wort.

Hakenberg begleitete sich auf dem Flügel und mit der Ukulele: Dieses kleine Instrument liebe sie, wie sie sagt, weil sie nicht dahinter verschwindet: „Hinter der Gitarre bin ich nicht so gut zu sehen.“ So hört sich Selbstironie an. Sie hatte kleine Geschichten mitgebracht wie die von den drei Frauen, die einen Pool von sechs, sieben und acht Metern Länge im Garten für den perfekten Sommer daheim haben. So kann Umweltbewusstsein aussehen. Hakenberg verblüfft mit ihrer blühenden Fantasie. Die Pool-Geschichte endet dramatisch: Sie verliert ihren Mann, weil der beim Eincremen einer Pool-Benutzerin Feuer gefangen hatte.

Probe aufs Exempel:
Die Frau kann mehr als KI

Doch auch in Konkurrenz mit Künstlicher Intelligenz brillierte die Künstlerin. Hakenberg hatte die Probe aufs Exempel gemacht und ein lustiges Weihnachtslied bei der KI in Auftrag gegeben. Das Ergebnis kam vier Sekunden später, konnte aber nicht überzeugen. Selbst da, wo sich Reime geradezu aufdrängten, fehlten sie. Die 43-Jährige präsentierte diese wahrlich schwache Leistung und bewies mit ihrer Alternative, dass sie mehr kann – wie zum Beispiel Fragen aufwerfen, die sich vor ihr wahrscheinlich noch niemand gestellt hat. Unter anderem diese: Ist es nachhaltig, Songs zu komponieren? Hakenberg zählte auf: „38 Tafeln Schokolade, 17 Zalando-Retouren wegen sinnloser Frustkäufe.“

Zum Gendern hat sie ein ambivalentes Verhältnis: „Ich war keine Gegnerin des Genderns, ich war ein Gegner.“ Inzwischen kann sie sich damit anfreunden, und das aus folgendem Grund: „Man fühlt sich sofort viel jünger, wenn man gendert.“ Unterhaltung hatte eindeutig Vorrang vor der Weltverbesserungsmission. Das merkte man an Sketchen wie dem von der Frau, die den Namen ihres Mannes nicht annehmen möchte. Verständlich, heißt der doch mit Nachnamen Hoden und sie mit Vornamen Rosa. Für ihre gelungene Performance wurde sie schließlich mit sehr viel Applaus belohnt.