Neuss: Schwerer Weg zum Sperrwerk

Neuss ist gut geschützt. Nur der Hafen bietet bei Extrempegelstand freie Fläche.

Neuss. Pakistan ist zwar weit, die Überschwemmungsgebiete in Sachsen liegen schon bedeutend näher, und Hochwasser ist am Rhein ohnehin immer ein Thema. Wie gut ist der Schutz in Neuss? "Wir haben’s im Griff", sagt Joachim Schoenbeck, für die Innenstadt und den Hafen zuständig als Leiter des Tiefbauamtes und Deichgräf von Uedesheim.

Viel hat sich in den vergangenen Jahren beim Thema Hochwasserschutz getan - doch etwas fehlt noch: Beim Innenstadtschutz hat die Stadt in ihrem energischen Vorgehen einen Rückschlag erlitten.

Drei in sich geschlossene Poldergebiete gibt es in der Stadt: Uedesheim, Grimlinghausen und das Hammfeld. Uedesheim und Grimlinghausen sind durchsaniert und überflutungsfrei: Deiche und Hochufer sind den neuen Bestimmungen angepasst, die Deiche breiter und flacher als früher und besser verdichtet. Hier ist man auch für Extremhochwasser gerüstet, das im Schnitt - diese Zahl wird allerdings immer wieder nach unten korrigiert - alle 300 Jahre zu erwarten ist.

Der Innenstadt-Polder hat zwar eine ausreichende Höhe, ungeschützt liegt aber der Hafen da. Das Problem ist die Verbindung zum Nordkanal und der Obererft, die über ein großes Rohr am Hessentordamm ins Hafenbecken stoßen. Ein Rückstau bei extremem Hochwasser würde Hafen und die Nordstadt bedrohen.

Um dem zu begegnen, haben Joachim Schoenbeck und Manfred Nickel, zuständig für die Planung Wasserbau und Einsatzleiter bei Hochwasser, die Konstruktion eines Hafensperrwerks erdacht. Das würde dort, wo der Erftkanal den Hafenübergang zum Rhein bildet, eingesetzt.

Die Pläne sind ausgereift, die Kosten mit etwa 9 Millionen Euro (mit 80-prozentiger Förderung) festgestellt, einen Grundsatzbeschluss des Rates gibt es ebenfalls. 2.500 Bürger in der Nordstadt wären geschützt, der Hafen bliebe weitgehend hochwasserfrei.

Doch scheitert das Projekt noch an der geforderten Retentionsfläche zum Ausgleich für die Gebiete, die bei Hochwasser dann eben nicht überflutet werden. Vorgesehen war in etwa die Fläche des Eurogaparks, ausreichend für 2Millionen Kubikmeter Wasser.

Doch hat man festgestellt, dass der Druck des Hochwassers auf das Grundwasser das Wasser auf der anderen Seite der A57 (B1) um drei bis vier Meter steigen lassen würde - mit Folgen für das Hammfeld und die Fläche südlich des Scheibendamms. So prüfen die Neusser derzeit mit der Bezirksregierung andere Flächen. Generell aber bleibt Schoenbeck bei seinem Kernsatz: "Wir haben’s im Griff."