Dormagen: Porzellan mit Pfauendekor

Unter dem Titel "Von Pfauen, Libellen und Fledermäusen" zeigt das Kreismuseum eine Ausstellung über die geheimnisvolle Tierwelt des Jugendstils.

Dormagen. Wenn etwas die Motivwahl der Künstler im Jugendstil beeinflusst hat, dann waren es die Pflanzen- und Tierwelt. Die Querverbindung zur Flora hat das Kreismuseum in Zons bereits in den eindrucksvollen Ausstellungen "Mohn" (1999), "Iris" (2002) und "Tulpen" (2006) aufgezeigt. Nun ist die Fauna an der Reihe. Bis zum 14. November beherrscht die "Geheimnisvolle Tierwelt im Jugendstil" die Ausstellungsräume an der Zonser Schloßstraße.

"Was ich zeigen möchte, sind die Verbindungen des Jugendstils mit der Biologie, der Zoologie und der japanischen Kunst", erläutert Museumsdirektorin Angelika Riemann. Sie hat im für seine Jugendstil-Zinnsammlung bekannten Museum 140 Exponate zusammengetragen. Allein 60 davon stammen aus dem Berliner Bröhan-Museum, von wo auch die Idee zur Ausstellung kam.

Vieles steuert das Kreismuseum aus seinem eigenen Bestand bei, andere Exponate sind Leihgaben privater Sammler. "Wir haben über die Jahre ein gutes Netzwerk aufgebaut, und das ist extrem wertvoll. Die Quellenlage zum römischen Reich ist nämlich manchmal sortierter als die zu den Manufakturen des Jugendstils", sagt Riemann.

Im Obergeschoss des Kreismuseums bestimmen Frösche, Libellen, Fische, Vögel, Spinnen und Schlangen das Bild. "Man widmete sich im Jugendstil auch den niederen Tieren", erläutert Riemann. Darwins Evolutionstheorie und Alfred Brehms Tierleben verändern die Sichtweise des Menschen auf die Tierwelt.

Plötzlich sind auch Tiere beseelt - eine Auffassung, die bis heute aus christlicher Sicht nicht abschließend geklärt ist. An der Schwelle zum 19. Jahrhundert erforscht Sigmund Freud die Abgründe der menschlichen Natur und findet dort auch Triebhaftes, Animalisches.

Das Verhältnis von Mensch und Tier erfährt eine grundlegende Wende. "Vor dem Jugendstil hätte sich niemand einen Schellfisch hingelegt", erklärt Riemann. Dieser Porzellan-Schellfisch ist nur eines von zahlreichen Exponaten der Ausstellung, die den Blick auf sich ziehen.

Die Schau ist ein Erlebnis für die Sinne und lädt zu intensiver und aufmerksamer Betrachtung ein. Filigran gearbeitete Libellen als Henkel der Teetasse, hauchzart gepinselte Pfauenfedern auf Glas, ein mächtiger Hummer als Ornament an einer Zinnvase oder detailliert ausgearbeitete Porzellan-Gürtelschließen in Schmetterlingsform lassen den Betrachter immer wieder staunen.

Idealisiert wird im Jugendstil nichts, die der Kreatur immanente Grausamkeit zeigt sich dort, wo auf schneeweißem Porzellan die Schlange einen Frosch als Beute umschlingt oder die Kreuzspinne im Netz lauert. Beim Blick in die Vitrinen, in denen die Objekte nach Tierarten zusammengestellt sind, fallen die unterschiedlichen künstlerischen Einflüsse ins Auge.

Hier die niederländischen Porzellanteller mit Pfauendekor, für die der Künstler Anleihen bei indonesischen Batiktechniken nahm, dort ein Fuchs auf Porzellan in einer Winterlandschaft, die in ihrer pudrigen, aquarellähnlichen Anmutung an japanische Tuschezeichnungen erinnert.

Abgerundet wird der Ausflug in die Tierwelt durch eine Auswahl an Lithographien des Zoologen Ernst Haeckel, die augenfällig machen, dass die Natur zumeist fließende, weiche Formen gebiert. Hier schließt sich der Kreis zum Jugendstil, dessen Maxime es war, "dass die Natur die schönsten Formen hervorbringt", berichtet Angelika Riemann.