Kurioses Grundstücksangebot in Neuss Baugrundstück für Trauercafé reserviert
Neuss · Trauerfeiern mit einem Beerdigungskaffee zu beenden, ist in Neuss schwierig. Zumindest rund um den Hauptfriedhof gibt es so gut wie kein gastronomisches Angebot. Das will eine Immobilienbesitzerin mit einem besonderen Angebot ändern.
Wenn Familien die Beisetzung eines Verstorbenen planen müssen, ist der Bestatter ihrer Wahl ein wichtiger Helfer. Bei der Frage, wohin zum anschließenden Beerdigungscafé eingeladen werden könnte, müssen aber auch diese Profis oft passen. Einmal, weil sie aus Gründen der Gleichbehandlung keine Empfehlung aussprechen dürfen, zum anderen, weil da nicht viel zu empfehlen ist. Denn zumindest rund um den Hauptfriedhof an der Rheydter Straße gibt es so gut wie kein Angebot. Deshalb sorgt ein Baustellenschild am Friedhofs-Parkplatz für besondere Aufmerksamkeit: „Baugrundstück zu verkaufen“ - und zwar für ein Trauercafé mit Einliegerwohnung.
Aufgestellt hat das Schild Shkelzen Zejna, Inhaber des Krefelder Maklerbüros „Samt & Seide Immobilien“. Er vermarktet das direkt an den Friedhof grenzende Grundstück im Auftrag einer Kundin, die ursprünglich selbst in ein solches Gastronomieprojekt investieren wollte, sich aber inzwischen zur Auswanderung entschlossen hat. Die Pläne für den Neubau hatte sie schon so weit vorangetrieben, dass inzwischen eine von der Stadt positiv beschiedene Bauvoranfrage vorliegt. Und Zejna lässt keinen Zweifel daran, dass die 180 Quadratmeter große Fläche nur bekommt, wer die Idee der Verkäuferin Wirklichkeit werden lässt. Weil sie die Marktlücke, wie er es ausdrückt, schließen möchte.
Als ersten Kundenkreis, der vielleicht an einem solchen Projekt interessiert sein könnte, hat der Makler die Bestatter in Neuss ins Visier genommen. Einige hätten schon mit dem Hinweis abgewunken, dass Gastronomie nicht zum Kern ihres Geschäftes gehört, sagt Zejna. Aber die Hoffnung, das Grundstück mit dieser eindeutigen Zweckbindung an den Mann oder die Frau zu bringen, hat er nach wie vor. In Krefeld, weiß er aus eigener Anschauung, laufe das sehr gut.
Lokale für ein Beerdigungscafé sind nur per Auto erreichbar
Werden die Bestatter nach einem Lokal für den Beerdigungscafé gefragt, zählen sie auf, was da ist. Das Café Tulpenfeld am Rittergut Birkhoff in Glehn wird oft genannt, wo zum 1. Dezember eine ukrainische Familie als neuer Pächter eingestiegen ist. Der Drusushof in der Innenstadt gehört in die Aufzählung aber auch „Hermkes Bur“ an der Rheydter Straße. In allen Fällen heißt es für die Trauergemeinde aber: Ins Auto steigen und fahren.
Zu Fuß vom Hauptfriedhof ist nur das Unternehmen Grabmale Grauel zu erreichen. Ein Steinmetz, der an der Fassade seines Geschäftes auch mit dem Hinweis wirbt: „Freundlicher Raum für Ihre Kaffeetafel“. Dieser Raum bietet nach Darstellung von Tanja Weiser bis zu 35 Gästen Platz und kostet für drei Stunden 255 Euro. Getränke und Endreinigung inclusive. Soll es auch etwas zu essen geben, verweise man an Caterer, mit denen man zusammenarbeite, sagt Weiser. Und man lasse sich auch darauf ein, den Raum Fremdbestattern zur Verfügung zu stellen.
Beisetzungen finden auf dem Hauptfriedhof nur bis 13.30 Uhr statt und samstags überhaupt nicht. Auf dieses enge Zeitfenster ein Geschäftsmodell aufzubauen, könnte herausfordernd sein, zumal sich das geplante Trauercafé an der Ecke Konrad-Adenauer-Ring und Rheydter Straße von der Lage her nicht als Ausflugslokal aufdrängt. Aber Zejna sieht noch andere potenzielle Kunden. Pendler zum Beispiel, die sich auf dem Weg in die Stadt oder in den Feierabend an einem Snack-Automaten, den man am Haus aufstellt, schnell bedienen. Denn die Verkehrsanbindung sei gut, sagt er mit Blick auf Parkplatz und Bushaltestelle direkt vor der Tür.
Dass Beerdigungen vormittags stattfinden, macht die Sache auch für Wirte nicht einfach. Maya Winterhoff etwa, seit 13 Jahren die Chefin im „Hermkes Bur“, öffnet normalerweise erst um 16 Uhr und muss für Trauergesellschaften früher da sein. Das macht sie gerne, denn einen Beerdigungscafé „bietet im Stadionviertel keiner“, so Winterhoff, dabei sei er „ein gutes Geschäft“. Das allerdings kommt immer seltener zustande. Trauergesellschaften seien früher gang und gäbe gewesen, sagt sie. „Heute machen das nur noch die Wenigsten.“