44 gemeinsam Jahre im Neusser „Lukas“ 44 Jahre Kolleginnen und Freundinnen
<irglyphscale style="font-stretch 9775%;">Neuss</irglyphscale> · Fast 44 Jahre arbeiteten Andrea Schulz-Numrich und Dagmar Wessel zusammen als Kinderkrankenschwestern im Lukaskrankenhaus.
(jus) Etwa 14 Quadratmeter, Waschbecken auf dem Zimmer, zwei Toiletten, Dusche und Gemeinschaftsküche für jeweils acht junge Frauen auf dem Flur. „Hier haben wir die Woche über gewohnt“, sagt Andrea Schulz-Numrich, die gemeinsam mit Kollegin Dagmar Wessel in Erinnerungen an die Ausbildung zur Kinderschwester Anfang der 1980er-Jahre schwelgt. Doch im Verwaltungsgebäude Haus 4 wurde nicht nur der Grundstein für ihre Karriere als Kinderkrankenschwester gelegt, es war auch der Beginn einer langjährigen Freundschaft. Doch nach 44 gemeinsamen Berufsjahren im Neusser Lukaskrankenhaus ist nun Schluss: Mit 63 beziehungsweise „62,8“ Jahren sind beide in die passive Phase ihrer Altersteilzeit getreten und blicken auf eine erlebnisreiche Zeit zurück.
Noch gut können sie sich an die Anfänge und die damaligen Herausforderungen erinnern. Wie das Telefonhäuschen im Eingangsbereich, vor dem sich Warteschlangen bildeten. „Von dort aus konnte man nicht raustelefonieren, sondern musste sich anrufen lassen und dafür natürlich vorher eine Zeit vereinbaren“, erzählt Wessel. Männerbesuch? Verboten. Und dass diese Regel eingehalten wurde, darauf achteten Schwester Mechthild und ihre Stellvertreterin Schwester Eva-Maria vom Orden der Neusser Augustinerinnen streng. Aber es gab auch die guten Seiten: „Wir waren eine tolle Gemeinschaft, haben zusammen gelernt, gekocht oder ferngesehen“, berichten die beiden Frauen.
Nicht zuletzt auf diese Gemeinschaft führen sie ihre Freundschaft zurück. „Wir sind eine Sechser-Gruppe aus unserem Ausbildungsjahr, die immer noch befreundet ist und – seit die Kinder größer sind – gemeinsam für ein Wochenende oder sogar eine Urlaubswoche verreist“, sagt Andrea Schulz-Numrich, die aus Kamp-Lintfort stammt. „Die Situation war eine ganz andere als heute: Es gab viele Bewerber auf wenige Ausbildungsstellen. Also mussten wir uns in einem weiten Umkreis bewerben“, erklärt sie. Aus dem Moselstädtchen Kröv hatte es Dagmar Wessel, damals noch Klein, nach Neuss verschlagen. Die Umstellung fiel ihr anfangs nicht leicht. Immerhin: Im „Lukas“ lernte sie ihren heutigen Mann Frank kennen, der an der Zentrale seinen Zivildienst ableistete.
Chirurgie, HNO und Urologie, Infektions-, Säuglings- oder Intensivstation – die Ausbildung in der Kinderkrankenpflege war und ist vielseitig. Viel hat sich geändert: Eingriffe, nach denen junge Patienten heute schon nach zwei bis drei Tagen das Hospital verlassen können, machten 1980 einen zwei- bis dreiwöchigen Klinikaufenthalt notwendig. Und das bei sehr kurzen Besuchszeiten von wenigen Stunden am Tag. „Die Eltern konnten damals nicht mit aufgenommen werden, wir haben also die komplette Pflege der Kinder übernommen“, erzählt Dagmar Wessel.
Doch auch zuletzt verlangte der Umgang mit besorgten und aufgeregten Eltern viel Fingerspitzengefühl, bei der Ersthilfe war medizinisches Können und viel Erfahrung gefragt, von der wachsenden Bürokratie und Formalitäten ganz zu schweigen. Und doch fehlen ihnen die Kolleginnen und Kinder, wie die Rentnerinnen betonen. Beide wurden gebührend vom Team verabschiedet: Schulz-Numrich wurde an ihrem letzten Arbeitstag mit dem Baby-Notarztwagen zum Dienst abgeholt und vor der Kinderklinik vom ganzen Team mit Wunderkerzen empfangen. Für Dagmar Wessel, die an ihrem letzten Arbeitstag erkrankt war, gab es eine nachgeholte Überraschungs-Abschiedsfeier.