Unkontrolliert und gesundheitsgefährdend So leicht kommt man an illegale Vapes
<irwordspace style="word-spacing -0075em;"><irglyphscale style="font-stretch 97%;">Neuss</irglyphscale></irwordspace> · Illegal importierte E-Zigaretten richten nicht nur einen Steuer-Schaden in Millionenhöhe an, sondern bergen auch große gesundheitliche Risiken. Dennoch soll es sie vielerorts zu kaufen geben. Auch in Neuss? Ein Versuch.
Sie sehen harmlos aus mit ihren kunterbunten Designs, zu denen neben knalligen Farben oft Cartoon-Figuren gehören. Auch die Geschmacksrichtungen wie saurer Apfel oder gemischte Beeren klingen eher nach Süßigkeiten für Kinder als nach einem Genussmittel für Erwachsene: Sogenannte Vapes, also Einweg-E-Zigaretten, erfreuen sich vor allem bei jungen Menschen immer größerer Beliebtheit. Wo ein Hype ist, lässt sich Geld verdienen, und wo sich Geld verdienen lässt, werden Kriminelle hellhörig. So ist es auch bei den E-Zigaretten.
Denn: Produkte aus diesem Segment unterliegen in der EU der Tabakgesetzgebung und somit einer Vielzahl gesetzlicher Vorschriften. Das maximal zulässige Volumen bei nikotinhaltigen Vapes beträgt zwei Milliliter. Eine Einweg-E-Zigarette, die mit mehr als zwei Milliliter Inhalt angeboten wird, ist nicht verkehrsfähig und somit illegal. Auch die Anzahl der Züge (sogenannte Puffs) kann als Orientierungshilfe dienen. Diese ist zwar nicht gesetzlich festgelegt, bei legalen Produkten liegt die Obergrenze jedoch meist zwischen 600 und 700 Puffs. Die Illegalität hält aber längst nicht jeden Händler davon ab, die verbotenen Produkte anzubieten. Im Zuge einer Recherche unserer Redaktion zu dem Thema hieß es von mehreren Seiten: Auch in Neuss sind illegale E-Zigaretten leicht zu bekommen. Doch stimmt das wirklich? Zeit für einen Test.
Die ersten zwei Versuche in Kiosks an der Weingartstraße verlaufen negativ. Im ersten wurden die Vapes sogar komplett aus dem Sortiment genommen, im zweiten gibt es zwar eine große Auswahl an E-Zigaretten, diese verfügen aber alle über einen Zwei-Milliliter-Tank und sind somit legal. In einem Geschäft nahe dem Neusser Markt heißt es auf Nachfrage, ob auch Vapes mit mehr als 600 Zügen zu haben sind: „Ist verboten, haben wir nicht.“
Bis zum ersten „Treffer“ dauert es allerdings nicht lange. In einem Laden im erweiterten Bereich der Innenstadt (Name und Standort werden bewusst nicht explizit genannt) hallt plötzlich die Frage „Möchtest du die mit mehr Zügen?“ durch den Raum. Da diese Exemplare natürlich nicht sichtbar ausliegen, holt der Verkäufer zwei Kartons unter der Ladentheke hervor, die gefüllt sind mit den illegalen Vapes.
Es gibt Varianten mit 12.000 Zügen (zur Erinnerung: erlaubt sind maximal um die 600) und sogar mit 18.000 Zügen. Die 12.000 „Puffs“ kosten 18 Euro. Es soll in bar bezahlt werden, eine Quittung gibt es nicht. Auch in einem Geschäft auf der Furth zögert der Verkäufer nicht lange und kramt nach etwas Suchen einen Schuhkarton hervor. Dass die Geräte eigentlich verboten sind, weiß auch er.
Auffällig: Auf den Vape-Verpackungen ist zwar ein englischer Warnhinweis zu lesen, allerdings ist bereits für Laien zu erkennen, dass es sich um ein illegales Produkt handeln muss. Denn: Verfügt ein angebotenes Produkt nicht über ein Steuerzeichen, ist es folglich nicht verkehrsfähig. Auch wenn es vereinzelt schon Meldungen über gefälschte Steuerzeichen gibt, ist das Fehlen der Steuermarke ein sicheres Zeichen dafür, dass es sich um ein illegales Produkt handelt. Zudem muss die Sprache auf der Verpackung Deutsch sein. Das gilt auch für alle Warnhinweise und Angaben auf der Packung – unabhängig vom Nikotingehalt der Vapes. Nach Angaben von Michael Korfmann, der an der Krämerstraße in Neuss den Shop „Vampire Vape“ führt und dem der florierende Schwarzmarkt wie allen legalen Händlern ein großer Dorn im Auge ist, werden die verbotenen Geräte auch regelmäßig auf Flohmärkten angeboten.
Das größte Problem sind allerdings nicht die Steuerschäden, sondern die gesundheitlichen Gefahren, die in den verbotenen E-Zigaretten schlummern. „Immer wieder werden unversteuerte und nicht verkehrsfähige Vapes von illegalen Händlern an Jugendliche abgegeben. Diese sind hinsichtlich Dosierung und Inhaltsstoffen nicht geprüft und haben ein zu großes Füllvolumen. Dies passiert gleichermaßen auch im Online-Handel“, sagt Oliver Pohland, Geschäftsführer des Verbands des E-Zigarettenhandels (VdeH). Schwarzmarktprodukte entsprechen laut dem Experten oft nicht den geltenden Gesetzen. Dazu zählen zum Beispiel Kennzeichnungsvorschriften oder Inhaltsstoffverbote. Daher könnten sie ein unkalkulierbares und gesundheitsgefährdendes Risiko für die Verbraucher darstellen.
Bei solchen Gefahren sind Kontrollen nötig, für die in Neuss unter anderem auch das Hauptzollamt in Krefeld zuständig ist. Dessen Leiter Heinz Michael Horst spricht auf Nachfrage unserer Redaktion von einem „hochvirulenten Thema“, das sich fest im Tagesgeschäft etabliert habe. „Wir sondieren den Markt systematisch, kontrollieren präventiv, gehen aber auch gezielten Hinweisen nach.“ Dass die Kontrollen erfolgreich verlaufen können, war Ende vergangenen Jahres deutlich geworden, als der Zoll in einer Lagerhalle im Neusser Hafen eine riesige Menge illegaler E-Zigaretten entdeckte. Nach Angaben der Behörde war es der bisher deutschlandweit größte Fund an illegalen E-Zigaretten.