Stadtklima in Neuss Das Baum-Konto ist im Minus
Neuss · Die Stadt hat im vergangenen Jahr mehr Bäume gefällt als neu gepflanzt. Das soll jetzt ausgeglichen werden.
. Nimmt man die nackten Zahlen, steht die Stadt ökologisch im Dispo: 225 Bäume sind auf Basis des Baumkatasters im vergangenen Jahr gefällt worden, hinzu kommen etwa 130 weitere Bäume, die nicht im Kataster erfasst sind. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Bäume, die im Bereich von Friedhöfen und Sportanlagen gefällt wurden. Neu gepflanzt wurden 285 Bäume. „Raus aus dem Baum-Dispo!“ lautet daher das Motto.
Künftig soll es sowohl im Frühjahr als auch im Herbst beziehungsweise Winter umfangreiche Pflanzungen geben. Laut Amt für Stadtgrün, Klima und Umwelt ist es das Ziel, die hohen witterungsbedingten Verluste der Vorjahre in Zukunft annähernd zu kompensieren. Im Herbst sollen noch einmal etwa 70 bis 80 Bäume gepflanzt werden.
Was getan werden soll, beschäftigt auch die Baumkommission, die am Donnerstag, 27. Februar, in den Räumen des Amts für Stadtgrün, Umwelt und Klima an der Bergheimer Straße 67a tagt. Beginn ist um 17 Uhr. Die Richtung, die die Politik dabei vorgeben wird, scheint klar: Angesichts zunehmend heißer Sommer und mit Blick auf das Stadtklima sollen mehr Bäume her.
Michael Klinkicht (Grüne), Vorsitzender der Baumkommission, spricht von einem „großen Defizit“ auch mit Blick auf die rund 200 zusätzlichen Bäume, die eigentlich schon jetzt jährlich nachgepflanzt werden sollen. „Zudem ist es so, dass die hohen Verluste der Vorjahre – teils durch Unwetter, teils durch Hitze – im Baumbestand nicht 1:1 ersetzt werden konnten“, sagt Klinkicht. Daran gelte es zu arbeiten. „Allerdings müssen dafür auch geeignete Standorte gefunden werden. Dabei helfen auch Hinweise aus der Bürgerschaft weiter.“
Ingrid Schäfer (CDU) betont, dass es bei den Nachpflanzungen gelte, „Versäumnisse von vielen Jahren aufzuholen“. Dies liege einerseits daran, dass lange Zeit die entsprechenden Kapazitäten bei der Verwaltung fehlten. Aber auch die Standortfrage sei oft schwierig. „Wo Bäume entnommen werden, bleibt oft die Wurzel zurück“, meint Schäfer. „Das Loch ist dann sozusagen voll. Da kann man nicht einfach nachpflanzen. Und die Wurzel zu entnehmen, ist teuer.“
Neue Standorte sollen also her. „Und die brauchen wir über das gesamte Stadtgebiet verteilt.“ Schulhöfe könnten dabei stärker in den Fokus rücken. „Das hätte auch den Vorteil, dass die Bäume in heißen Sommern Schatten spenden.“ Bei den Neupflanzungen solle zudem darauf geachtet werden, dass es sich um Sorten handelt, die dem Klimawandel gewappnet sind.
Michael Ziege (SPD) ist optimistisch, dass die Nachpflanzungen jetzt Fahrt aufnehmen. „Ich bin überzeugt, dass mehr Tempo drin ist und wir den Rückstand, der über Jahre entstanden ist, aufholen.“ Dabei möchte er zum Beispiel auch das Gelände im Rennbahnpark in den Blick nehmen. „Für mehr Bäume im Stadtgebiet zu sorgen und damit das Stadtklima zu verbessern, ist wie ein Puzzlespiel“, meint Ziege.
Das Amt für Stadtgrün, Klima und Umwelt legt der Baumkommission nicht nur eine Liste mit den erfolgten und geplanten Fällungen, sondern auch eine Übersicht mit allen geplanten Nachpflanzungen vor. Im Vergleich zur Saison 2018/19 sollen ungefähr doppelt so viele Ersatzpflanzungen erfolgen.