Neuss: Streit um zwei Supermärkte
Mehrere Investoren stehen bereit. Doch die Entscheidungen für die Standorte Lessingplatz und Kirmesplatz in Reuschenberg wurden vertagt.
Neuss. Was haben der Kirmesplatz in Reuschenberg und der Lessingsplatz in Norf gemeinsam? Investoren zeigen Interesse, Betreiber für beide Plätze stehen bereit - beide Plätze könnten bald Standorte von Supermärkten werden.
Die Anfrage nach attraktiven Plätzen in der Innenstadt und in größeren Stadtteilen übersteige bei weitem das Angebot, bestätigt Andreas Galland, Chef der städtischen Wirtschaftsförderung. Doch die Politiker haben beide Entscheidungen verschoben.
Eine jahrelange Vorgeschichte haben die Planungen für den Lessingplatz. Die Ansiedlung eines Supermarktes (mit Neubau des Kindergartens) ist nicht unumstritten, auch ein "Runder Tisch" mit dem Thema befasst.
Ziel aller Beteiligten sei "eine Belebung des Lessingplatzes", so hat es die Verwaltung dargestellt. Wie groß aber der neue Lebensmittelmarkt sein soll, ob "Vollversorger" oder Discounter, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Verwaltung wünscht einen Vollversorger, der Runde Tisch eine kleinere Lösung, zu der nur ein Discounter passen würde.
Im Rathaus liegt die Anfrage eines Investors vor, der einen Vollversorger als Betreiber mit im Boot hat. Ein zweiter Investor zeigt Interesse, hier sei aber der Nutzer nicht bekannt, sagt die Verwaltung: Es könne nur ein Discounter sein. Nun gibt es angeblich noch einen dritten Interessenten.
Da mochten die Ausschussmitglieder noch keinen Aufstellungsbeschluss fassen. Die Verwaltung soll nun eine neue Vorlage erarbeiten, die die Vorstellungen von allen drei Bewerbern berücksichtigt. Darüber wird in der nächsten Sitzung beraten - nach der Sommerpause, frühestens im September.
Ähnlich die Beschlusslage beim zweiten Supermarkt-Projekt in Reuschenberg auf dem Kirmesplatz; dazu muss ein so genannter vorhabenbezogener Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden. Auch hier gibt es einen Investor, und der hat es eilig. Wie Planungsdezernent Stefan Pfitzer berichtete, erwarte er eine Baugenehmigung bis Ende des Jahres.
Sonst werde der Betreiber, der Ende 2011 eröffnen will, abspringen. Der Bauernmarkt würde nach Norden verschoben, der Standort sei auch mit dem Heimatverein wegen des Schützenfestes abgestimmt.
"Das wird die Einkaufsmöglichkeit in Reuschenberg deutlich verbessern", so Pfitzer. Das Einzelhandelsgutachten weist den Stadtteil als Nebenzentrum aus, und für Wirtschaftsförderer Andreas Galland ist klar: "Hier gibt es viel zu wenig Verkaufsfläche."
Doch einen Beschluss gibt es noch nicht. Ausschussvorsitzender Karl Heinz Baum (CDU) kündigte an, es habe sich ein zweiter Bewerber bei ihm gemeldet. Außerdem warnten einige Politiker vor Verkehrsproblemen, und schließlich wurde auch der Standort bemängelt: Er müsse weiter nach Norden, in Richtung Stadtmitte rücken.
Auch wenn der Investor drängt: Der Ausschuss wollte noch nicht entscheiden. Die SPD verlangt zur Sitzung im Herbst außerdem "Klarheit über die Art und Weise des Verfahrens", was die Bewerberauswahl angeht.