Grevenbroich: Wie ein Markttag vor 800 Jahren
Schloss Hülchrath: Über 600 Marktbeschicker und Künstler wirkten beim Mittelalterfest mit.
Grevenbroich. Dass sich Schloss Hülchrath in den vergangenen zehn Jahren zum beliebten Ausflugsziel und Veranstaltungsort gemausert hat, dürfte zu einem guten Teil dem alljährlichen Mittelalter-Spektakel zu verdanken sein. Am Wochenende luden die Fanfaren zum zehnten Mal zum Kurztrip in die Vergangenheit ein.
Wie schon in den Vorjahren waren Künstler, Lagergruppen und Marktbeschicker - insgesamt übrigens mehr als 600 - auch diesmal mit Bedacht ausgewählt. Angeboten wird Zeittypisches: Wolle und Töpferwaren, Rüstung, Gewandung und Geschmeide. Sogar Rufhörner gab es, deren Klang jede Vuvuzela in den Schatten stellt.
Ein echter Hingucker war die Pferdetrainerin Lene Husch mit ihrem Araberschimmel Salim. Erstmals auf Schloss Hülchrath zu Gast, zeigten die beiden eine poetische Vorführung.
Seit Jahren dabei ist Pierre Schmidt aus Gymnich, dessen Greifvogelschau auch diesmal zu den Publikumsmagneten gehörte. Außerdem gab es orientalischen Tanz, Puppentheater sowie jede Menge Musik. Und immer wieder blies Jens Räthel selbst als Gaukler Tamino in seine Spielmannsflöte.
Ganz ähnlich könnte es gewesen sein an einem Markttag vor 800 Jahren, als Hülchrath ein Zentrum der Region war. Man handelt und feiert, trifft sich zum Plausch. Genau diese Atmosphäre schätzt Michael Poos, der in der dritten Generation eine Schmiede betreibt. An seinem Marktstand zeigt der Kunstschmied selbstgefertigte Metallarbeiten und repariert bei Bedarf auch schon mal eine Ritterrüstung.
Am meisten aber liegt ihm daran, den Besuchern seine Arbeit zu erklären. "Das traditionelle Schmiedehandwerk vereint den Künstler, den Macher und den Erfinder. Über Jahrhunderte wurden immer wieder neue Techniken erfunden und haben sich mit der Zeit bewährt" schwärmt Poos. "Ich möchte dazu beitragen, dass diese Fertigkeiten nicht in Vergessenheit geraten."
Seinen ganz besonderen Charakter hat der Markt über die Jahre behalten, resümiert Jens Räthel, der die Veranstaltung gemeinsam mit der Agentur Hermida & Stromann organisiert: "Unter den Mittelalterfesten in der Region ist Hülchrath wohl das familiärste."
Ein Blick in die Besuchermenge gibt ihm Recht. Viele Familien mit Kindern, dazwischen immer wieder Gruppen von "Gewandeten", also nach historischen Vorbildern gekleidete Gäste. Kein Zweifel, auch in der Mittelalterszene hat sich der Markt etabliert.