(jasi) Bislang ließ sich die wirtschaftliche Power des Neusser Bürger-Schützenfestes nur äußerst vage quantifizieren. Unter anderem wurde versucht, durch die Summe an zusätzlich abgehobenem Geld an Automaten zu erahnen, welche Auswirkungen der Ausnahmezustand am letzten August-Wochenende hat. Die IHK Mittlerer Niederrhein wollte es nun genauer wissen und hat nach dem Schützenfest 2022 eine Umfrage gemacht.

Daran beteiligt haben sich rund 500 Schützen und 50 Dienstleistungsunternehmen, die rund um das Schützenfest tätig sind. Es wurden die direkten Ausgaben der Schützen rund um die fünf Festtage im August untersucht, nicht die Ausgaben im Jahresverlauf im Zusammenhang mit dem Schützenfest. „Die Umfrageergebnisse spiegeln die große wirtschaftliche Bedeutung des Neusser Schützenfestes, das dieses Jahr sein 200-jähriges Jubiläum feiert, wider“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz zusammen. Die 500 befragten Schützen haben im Mittel rund 335 Euro für Essen und Getränke ausgegeben. Bei rund 27 Prozent der Schützen liegen die Ausgaben bei unter 100 Euro, die meisten, rund 37 Prozent, geben 250 bis 500 Euro für Essen und Getränke über die Schützenfesttage aus. „Dabei ist die Spanne zwischen den Schützen groß: Die 20 Prozent der sparsamsten Schützen gaben im Schnitt 45 Euro aus, bei den 20 Prozent der Ausgabefreudigsten waren es im Schnitt 765 Euro“, sagt Steinmetz.

Hinzu kamen bei vielen Schützen Ausgaben für Fahrgeschäfte oder Uniformen. Bei den Fahrgeschäften und Schaustellern gaben die Schützen im Schnitt rund 50 Euro aus. Auch dort gibt es Unterschiede. Während knapp die Hälfte kein Geld für Fahrgeschäfte ausgab und nur das Schützenfest selbst besuchte, gaben rund 14 Prozent immerhin mehr als 100 Euro aus, vier Prozent sogar mehr als 200. Auch wenn die Ausgaben für Uniformen nicht jährlich anfallen, sind es im Durchschnitt über alle Schützen gerechnet immer noch rund 180 Euro je Schütze und Jahr. Insgesamt gibt jeder Schütze somit rund 565 Euro aus. „Auf rund 6000 Teilnehmer hochgerechnet, werden von den Neusser Schützen insgesamt schätzungsweise mehr als vier Millionen Euro ausgegeben“, so Steinmetz. „Ein weiterer, erheblicher Betrag dürfte durch externe Besucher hinzukommen. Die Schätzung der Gesamtzahl der Besucher liegt bei mehr als 750 000.“

Die Befragung zeigt, dass rund 90 Prozent der Schützen in Neuss selbst oder im Rhein-Kreis Neuss wohnen, nur etwa zehn Prozent kommen von außerhalb. Rund die Hälfte dieser Schützen übernachtet jedoch nicht in Neuss oder hat, beispielsweise durch private Unterbringung, keine Übernachtungskosten. Diejenigen, die Übernachtungskosten haben, gaben rund 450 Euro dafür aus. Die auswärtigen Besucher geben zudem während des gesamten Aufenthalts etwa 250 Euro für Verpflegung und rund 60 Euro für Einkäufe aus.

Um zu erfahren, welche Bedeutung die Ausgaben für die Unternehmen haben, die rund um das Schützenfest Geschäfte machen, hat die IHK auch 50 Schausteller, Fahrgeschäftebetreiber, Gastronomen und Einzelhändler befragt. Rund 68 Prozent der antwortenden Betriebe geben an, dass das Schützenfest für sie eine große oder sehr große Bedeutung hat. 13 Prozent geben ihm eine mäßige Bedeutung, knapp 19 Prozent geben ihm nur eine geringe oder sehr geringe Bedeutung. Dabei zeigt sich erwartungsgemäß ein großer Unterschied zwischen den Unternehmen. Die größte Bedeutung hat das Schützenfest für Fahrgeschäfte und Schausteller, 90 Prozent geben ihm eine hohe bis sehr hohe Bedeutung. Bei Caterern und Gastronomen geben 43 Prozent dem Fest eine große oder sehr große Bedeutung, im Einzelhandel sind es 40 Prozent. Nur knapp 20 Prozent der befragten Unternehmen aus der Innenstadt geben dem Schützenfest eine große bis sehr große Bedeutung für ihr Jahresergebnis. „Hierbei ist bedenken, dass die lokalen Neusser Einzelhändler und Gastronomen ein ganzjähriges Geschäft haben und weniger auf saisonale Events angewiesen sind“, erklärt Steinmetz.