Software-Unternehmen in Neuss Neusser Tesla-Seite ist Renner im Netz
Neuss. · In den 1990er Jahren sicherte sich ein Neusser Unternehmer die Domain www.tesla.de – davon profitiert er heute.
Es war eine E-Mail, die im gesamten Unternehmen für Lacher sorgte. Ralf Schmaus konnte es zunächst nicht glauben, als er die Worte eines deutschen Donald-Trump-Anhängers las. In wüstem Ton wurde Schmaus aufgefordert, zu erklären, warum er aus dem Beratergremium des US-amerikanischen Präsidenten ausgetreten ist. „Mir wurde vorgeworfen, ich hätte Trump im Stich gelassen“, sagt der 56-Jährige. Was schnell deutlich klar wurde: Eigentlich waren die harschen Worte gar nicht an Ralf Schmaus gerichtet, sondern an Elon Musk, dem Mitgründer und CEO von Tesla, dem US-amerikanischen Unternehmen, das Elektroautos sowie Stromspeicher- und Photovoltaikanlagen produziert und vertreibt. Musk hatte seine Berater-Tätigkeit für Donald Trump Mitte 2017 niedergelegt, nachdem der umstrittene Ausstieg aus dem Klimaschutzabkommen bekannt gegeben wurde.
Aber wie kommt es dazu, dass Ralf Schmaus für den finanzstarken Investor gehalten wurde? Die Geschichte ist so simple wie skurril. Schmaus ist Geschäftsführer der „Tesla CRM Software GmbH“ mit Sitz an der Bockholtstraße in Neuss. Die Firma gründete der 56-Jährige im Jahr 1987, der für das „Missverständnis“ entscheidende Schritt erfolgte wenige Jahre später. Denn in den 90er Jahren ließ sich der Software-Experte die Domain www.tesla.de sichern. Bis heute erreicht man unter dieser Adresse die Internet-Präsenz seines
Unternehmens.
Doch längst nicht nur Personen, die sich über Software-Lösungen für mittelständische Unternehmen erkundigen wollen, finden den Weg auf seine Seite, sondern auch Menschen, die eigentlich die Domain des Elektroauto-Herstellers erreichen möchten.
Dieses Online-Missverständnis beschert Schmaus’ Seite regelmäßig viel Traffic. Der Rekord: Als Tesla das Model 3 am 1. April 2016 vorstellte, verzeichnete www.tesla.de rund 50 000 Besucher pro Tag – Traffic, den Schmaus normalerweise teuer kaufen müsste. Es ist sogar schon mehrfach passiert, dass User sich ungewollt auf seine Seite verirrten, später jedoch eine seiner Software-Lösungen kaufte. Der Vorteil dabei: „Leute, die sich einen Tesla kaufen, gehören in der Regel auch zu unserer Zielgruppe“, sagt Schmaus.
Doch zunächst hatte der Geschäftsführer mit sogenanntem Abfalltraffic zu kämpfen. Das bedeutet, dass zwar viele User seine Seite besuchen, diese aber wieder schleunigst wieder verlassen, wenn sie merken, dass sie falsch sind. Dadurch verlor www.tesla.de wertvollen Boden im Ranking der Suchmaschine Google. Die Lösung: mittlerweile gibt es auf www.tesla.de den Button „Tesla Motors“, der zur Seite des Autoherstellers führt. Der Effekt: Die User kommen so an ihr Ziel, Schmaus’ Seite bleibt jedoch im Hintergrund geöffnet.