Neuss: Theater - Spannender Grusel im RLT
Grimm’sches Märchen in neuer Fassung auf der Bühne.
Neuss. "Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen" handelt das Wintermärchen, das derzeit im Rheinischen Landestheater für Kinder von sechs bis 13 Jahren aufgeführt wird.
Ein Vater hat zwei Söhne, von denen der ältere gescheit, der jüngere ein Tölpel ist. Vom Vater verstoßen, geht der Junge auf Wanderschaft, um das Fürchten zu lernen. Unterwegs erlebt er wirklich Gruseliges, das Fürchten lehrt ihn aber erst die Liebe zu einer Prinzessin.
Als Vorlage der Inszenierung dient nicht das Original der Gebrüder Grimm, sondern die Version der Autorin Katharina Schlender. Die ist frecher und humorvoll. Als der König des Spukschlosses den Jüngling fragt, was er benötige, fordert der neben einer Dreh- und Schnitzbank ein Hannah-Montana-Set. Die Zuschauer honorieren das mit tosendem Applaus.
Auch gruselige Passagen sind effektvoll umgesetzt. So unterstreichen Trommelschläge die Szene, in der sieben mit Tüchern umhüllte Helium-Luftballone als Symbol für sieben Gehängte auf der Bühne schweben.
Das Konzept der Inszenierung mit ansprechendem Bühnenbild, märchenhaften Kostümen und packender Musik geht auf. Regisseurin Edda Klepp bringt die kleinen Zuschauer dazu, Ängste hinterfragen. Die Botschaft: "Seid neugierig darauf, was euch in der Welt erwartet, und hinterfragt die von den Erwachsenen vorgegebenen Ängste."
Roman Konieczny überzeugt in der Rolle des Jüngsten, André Felgenhauer löst als König bei seinem Auftritt in einem elektrischen Rollstuhl wahre Begeisterungsstürme aus.
Die Fünftklässler der Hauptschule Grevenbroich ängstigen sich wie beabsichtigt, "vor allem, als der Jüngling den Sarg aufmachte", meint Violetta Dwornikowa (11). Julia Büttgenbach (11) hat vor allem der Schluss gut gefallen. Der Jüngling übersteht unversehrt die Nächte im Spukschloss und darf die Prinzessin heiraten.