Neuss: TV-Duell als Wahl-Hilfe

Umfrage: Passanten beziehen Stellung zu Politik, Wahlbeteiligung und Kandidaten.

Neuss. Es ist Halbzeit: In zwölf Tagen ist Bundestagswahl, die Kommunalwahlen liegen zwei Wochen zurück. Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl lag unter 50 Prozent, für die Bundestagswahl wird ein besseres Ergebnis erwartet. Der Wahlkampf geht in die letzte Runde. Angela Merkel und ihr Vize Frank Walter Steinmeier leisteten sich im Fernsehen einen Schlagabtausch, der vielen sehr leidenschaftslos erschien.

Wie stehen die Neusser zu den anstehenden Wahlen?

Für Jürgen Wittstock ist die geringe Beteiligung bei der Kommunalwahl ein Skandal. "Die kommunale Politik ist die wichtigste. Denn nur dort kann der Bürger doch entscheiden, was passiert." Dennoch sei die Bundestagswahl selbstverständlich Pflicht. Von den Kandidaten für Neuss kenne er lediglich Hubert Esser (SPD). "Aber nur, weil er von den Plakaten herunter lächelt."

Ilse Martin ist nicht zur Kommunalwahl gegangen. "Die Themen interessierten mich nicht." Ob sie Ende September zur Urne gehen wird, weiß sie noch nicht. "Nach dem Merkel-Steinmeier-Duell entscheide ich mich vielleicht doch noch dafür. Auch wenn beide Politiker auf Kuschelkurs gehen, gibt es interessante Unterschiede." Außerdem hält sie eine große Koalition nicht für die schlechteste Lösung. Direktkandidaten aus Neuss kennt Ilse Martin nicht.

Miroslaw Sroka findet, Politik sei unehrlich geworden. "Ich werde auf keinen Fall wählen gehen." Früher sei er regelmäßig zur Wahl gegangen. "Heute hat die Politik nichts mehr übrig für den kleinen Mann." Er glaubt, dass die SPD viele Stimmen an die Linke verlieren wird.

Maren Hartwig bevorzugt die Briefwahl. Den Tipp gab ihr eine Freundin, denn bei der Kommunalwahl musste sie arbeiten. "Mich hat das TV-Duell beeinflusst", sagt sie. "Für Leute, die über die Inhalte der Wahlprogramme nicht Bescheid wissen, war das eine gute Gelegenheit."

Auch das Ehepaar Rosi und Theo Kemmerling haben sich für die Briefvariante entschieden. Gerade kommen sie vom Rathaus, das leider schon geschlossen hatte. "Wir probieren es die nächsten Tage nochmal." Zur Wahl zu gehen sei für sie selbstverständlich.