Neuss: Vom Gesetz der Fliehkraft

Am Freitag öffneten die Fahrgeschäfte und Buden. WZ–Volontärin alsTestperson in luftigen Höhen.

Neuss. "Wat mutt, dat mutt", auf der Kirmes gibt’s kein Pardon. Ich stelle die Füße auf das geribbelte Blech, strecke den Rücken gerade, es quietscht. Dann ein Ruck, und die metallenen Bügel pressen mich in den Sitz. Es wird mulmig.

Zu Madonnas "Like a Prayer" setzt sich der "König der Lüfte" langsam in Bewegung. Ich bemühe mich, ruhig zu bleiben und rede mir ein, das mache Spaß. Mit einem weiteren Ruck beschleunigt die Maschine und befördert mich in irrer Geschwindigkeit 25 Meter in die Höhe. Noch versuche ich, mich auf den Ausblick zu konzentrieren, die kleinen Buden, das Riesenrad - bis hin zu St. Quirin.

Dann ist es auch schon vorbei mit der Sicht. Kopfüber, um die eigene Achse gedreht und das ganze nochmal in einem größeren Radius, lassen die Fliehkräfte meine Gesichtszüge entgleisen. "Die Maschine hat eine 3-D-Fahrweise", erklärt Schausteller Max Eberhard, nachdem ich wankend die Gerätschaft verlasse. Ich hab’s bemerkt. Berauscht und voll Adrenalin ziehe ich glücklich von dannen. Ich bin auch dieses Jahr kirmestauglich.

Auf zum nächsten Ungetüm, dem "Booster Maxxx". 55 Meter über dem Neusser Kirmesboden mit freischwebenden Beinen auf 100 Stundenkilometer zu beschleunigen, ist toll. Oder wähle ich die "Wilde Maus", die Achterbahn, bei der die Betonung wohl eher auf "wild", als auf "Maus" liegt?

Neben den Fahrgeräten gilt es an den Kirmestagen bis Dienstagnoch vieles mehr zu erkunden. 280 Schausteller besiedeln das 50.000 Quadratmeter große Gelände.

Wer’s beschaulich mag, geht einfach auf das obligatorische Riesenrad, erforscht den Urwald im "Amazonas", gruselt sich in der Geisterbahn oder tummelt sich an den vielen Ständen entlang der Hammer Landstraße, der Rollmopsallee. Crêpes, Bratwurst oder Schokofrüchte; für die Trinkunterlage ist gesorgt. Wichtig: Bier kostet 1,40 Euro und ist damit absolut nutzerfreundlich. Davon gönne ich mir eines und bin stolz, den ersten Tag "auf Kirmes" heil überstanden zu haben.