Kaarst: Neubeginn mit 80 Jahren

„Urgestein“ Gottfried Heimrich wagte vor fünf Jahren einen künstlerischen Neuanfang. Seine Werke „Horizonte“ sind im Atrium zu sehen.

Kaarst. Vor rund einem Monat feierte Gottfried Heimrich seinen 85. Geburtstag. Die Stadt Kaarst hat dem Künstler dafür eine Ausstellung im Atrium des Rathauses gewidmet. Zur Eröffnung erzählte der Hausherr, Bürgermeister Franz-Josef Moormann, dass er Heimrich bereits seit seiner Kindheit kenne. Ein Sohn war sein Schulkamerad, den er auch beim Künstler zu Hause auf der Rathausstraße besuchte.

Geboren in Nossen im Kreis Meißen, lebt Heimrich seit 1961 in Kaarst. Er war Mitbegründer der Künstlergruppe Salix. Neben Einzelausstellungen in Kaarst in den Jahren 1990 und 2006 beteiligte er sich regelmäßig an den Herbstausstellungen in der städtischen Galerie im Rathaus Büttgen.

Viele Kollegen besuchten jetzt die Vernissage zur Ausstellung, Kunsthistoriker Heribert Brinkmann bezeichnete ihn in seiner Rede als "Urgestein der Kaarster Künstler".

Die meisten der im Atrium gezeigten Arbeiten entstanden in den vergangenen zehn Jahren. Lediglich die Bilder "Häuser am Meer" (1975) und "Strandkörbe" (1993) sind älteren Datums. Sie unterscheiden sich allerdings auch in anderer Form von den restlichen Acrylmalereien, denn sie sind nicht abstrakt.

Mit 80 Jahren entschied sich Heimrich, noch einmal künstlerisch etwas Neues anzufangen. Es entstand die Serie "Horizonte", die den Schwerpunkt der Ausstellung im Atrium bildet. Als Kind hat Heimrich nie das Meer gesehen.

Die niederländische Nordseeküste besuchte er das erste Mal mit 25 Jahren. Obwohl er erst danach mit dem Malen angefangen hat, ließ ihn der Blick auf die Stelle, wo Meer und Himmel am Horizont verschmelzen, nie mehr los.

Er malt seine Werke nicht vor Ort, sondern zu Hause, wenn er sich die Eindrücke in Erinnerung ruft. "Dann lässt er sich auf der leeren Fläche treiben", sagt Heribert Brinkmann. "Die Farben sind dabei der Höhepunkt seiner malerischen Philosophie."

Die Horizonte sind aus mehreren geradlinigen Schichten gemalt. Trotz Abstraktion störe es den Künstler nicht, so Brinkmann, wenn der Betrachter in den Bildern Landschaften erkennt. Alle Werke sollen vor allem sein persönliches Bedürfnis nach Harmonie und Stille vermitteln.