Fahrendes Museum im Neusser Hafen Wo Schiff- und Raumfahrt aufeinandertreffen
Neuss · Im Neusser Hafen liegt zurzeit das Ausstellungsschiff „MS Wissenschaft“. Wir haben einen Blick in das schwimmende Museum geworfen, in dem es aktuell um das Weltall geht.
Auf dem Schiffsanleger weist zunächst kaum etwas darauf hin, dass hier kein normales Schiff ankert. Erst beim Blick über das Geländer wird sie sichtbar: Die MS Wissenschaft, gekrönt von einer Galaxie-Kugel von mehreren Metern Durchmesser, liegt hinter dem UCI-Kino im Neusser Hafen und verbirgt in ihrem Bauch – zumindest metaphorisch – ein ganzes Universum. Das Wissenschaftsschiff ist ein Projekt im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2023, das unter dem Thema „Unser Universum“ steht. Das Schiff ist eine mobile Ausstellung über Weltraum und Raumfahrt, die auf ihrer Tour von Berlin aus einen Bogen über Westdeutschland und Bayern zieht und ihr Ziel in Wien findet – und eben vom 28. bis zum 30. Juli in Neuss ankert.
Betritt man über den Steg das Schiff, gelangt man vom Eingangsbereich (wo bei Bedarf Audio-Guides ausgehändigt werden) durch ein „Schwarzes Loch“ in den ersten Ausstellungsraum. Dort gibt es Modelle von Satelliten, interaktive Experimente zu physikalischen Phänomenen, digitale Infotafeln oder an der Decke hängende Virtual-Reality-Brillen, mit denen die Besucher eine virtuelle Mondreise bestreiten können. „Wir haben versucht, mit diesem ersten Raum zunächst die Faszination der Weiten zu vermitteln“, erklärt Luca Lüschen vom Wissenschaftsschiff. Diese Faszination scheinen die Neusser zu teilen: Kaum eine Viertelstunde nachdem das Schiff am Freitagmorgen seine Luken öffnet, ist der Ausstellungsraum bereits gut gefüllt. Schlangen bilden sich fast sofort vor den VR-Brillen, aber auch die anderen insgesamt rund 30 interaktiven Exponate erfreuen sich großem Interesse. Auch ein Kunstwerk des freien Künstlers Elias Naphausen von der Hochschule Augsburg hat seinen Platz im Schiff.
Der zweite Ausstellungsraum tauscht die Wände aus Bildern der dunklen Galaxie mit weißen, Labor-ähnlichen Elementen. „Das Wissen aus dem ersten Raum möchten wir im zweiten Teil der Ausstellung wieder auf die Erde zurückholen“, sagt Luca Lüschen. „Was bedeutet dieses Wissen für unser Zusammenleben? Wie hängt beispielsweise Gravitation mit dem Klimawandel zusammen? Oder was ist Weltraumschrott und wer ist dafür verantwortlich?“ Vor einem Exponat namens „Auf der Suche nach der Dunklen Materie“, das einem Flipper-Spielautomaten ähnelt, stehen Curt Schäfer und Maximilian (6). Den beiden gefällt die Ausstellung, „es ist aber vieles Auf Englisch, da sind wir noch nicht so fit“, sagt Curt Schäfer. In manche Themen müsse man sich erst einmal hineindenken, so auch in den Flipper-Automaten: „Was ist dunkle Materie? Wir versuchen, es herauszufinden!“
Für jegliche Nachfragen steht auch Mitarbeiter Frithjof Pölzing in der Ausstellung bereit, außerdem gibt es je um 11 und um 17 Uhr eine kostenlose Führung durch die Ausstellung, für die keine Anmeldung erforderlich ist. „In den letzten Stationen hatten wir am Tag zwischen 800 und 1000 Besuchende“, schätzt Pölzing, das variiere jedoch, unter anderem abhängig vom Wetter. Die Altersgruppe sei sehr heterogen, „wenn es auf das Wochenende zugeht, haben wir natürlich viele Familien.“ Es kommen aber auch viele Erwachsene und Pärchen, vormittags außerdem Kindergruppen. Unter den verschiedenen Exponaten, bei denen man einen großen Fokus auf die Interaktivität gelegt habe, sei für jeden etwas dabei: „Die beliebtesten Attraktionen sind denke ich aber die Virtual-Reality-Brillen und das Meditationszelt am Ende der Ausstellung.“
Das umgebaute Frachtschiff, dessen eigentlicher Name „MS Jenny“ ist, wird seine Weiterfahrt nach dem 30. Juli fortsetzen, um am Montag im Hafen von Köln anlegen zu können. Bis dahin können Interessierte aller Altersgruppen das Schiff ohne Anmeldung und kostenfrei besuchen. Das „Jahr der Wissenschaft“ ist eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, gemeinsam mit der Organisation für Wissenschaftskommunikation „Wissenschaft im Dialog“.