Fünf Fakten zum Immobilienmarkt in Neuss Wohnraum in der City ist gefragt

Neuss. · Als Wohnadresse wird die Innenstadt immer beliebter. Das Hauptproblem der Investoren ist Platzmangel.

Auf dem Gelände der ehemaligen Münsterschule entstanden Häuser und Wohnungen.

Foto: Christoph Kleinau

1,49 Quadratkilometer – größer ist der Bezirk Innenstadt nicht. Doch als Wohnadresse wird er wieder immer beliebter. 12.028 Einwohner zählten die Statistiker der Stadt in ihrer jüngsten Erhebung für dieses Gebiet, das mit 8070 Einwohnern je Quadratkilometer hoch verdichtet ist. Übertroffen wird die City nur von der südlichen Furth. Aber die Innenstadt wächst auch noch.

Mehrere große Neubauvorhaben wurden in den vergangenen Jahren unter dem Stichwort „Leben in der Innenstadt“ realisiert. Oft muss man von Restrukturierungen sprechen, wie etwa an der Schulstraße, wo der Neusser Bauverein einen Altbestand abriss und neue Eigentumswohnungen errichtete. Es folgten Neubauvorhaben auswärtiger Investoren an der Kastellstraße (Kastellum), der Königstraße, wo bis Ende diesen Jahres 21 Wohnungen bezugsfertig werden sollen, und an der Elisenstraße (Mariengärten). Die Vermarktung dieses Objektes habe sich lange hingezogen, berichtet der Makler Alexander Busch, denn die Debatte über die Sicherheit auf dem benachbarten Marienkirchplatz hätte viele Interessenten abgeschreckt.

Sehr viel schneller waren die Wohnungen und Häuser an den Mann gebracht, die auf dem Gelände der ehemaligen Münsterschule entstehen und ab Ende Januar nach und nach bezogen werden. Innerhalb von wenigen Wochen waren die 18 Eigentumswohnungen veräußert, der Verkauf der neun Stadthäuser dauerte nur unwesentlich länger. Die drei Ladenlokale im Erdgeschoss des Neubaus, der mit Damenstiftplatz auch eine neue Adresse in der Innenstadt bekommen hat, wurden allerdings erst im vergangenen Herbst verkauft. Alle drei übernahm der gleiche Investor, jetzt werden noch Mieter gesucht, sagt Busch.

Bauherren schafften mit den Neusser Fenstern ein Novum

Wer in Innenstädten bauen will, muss zunächst einmal Platz schaffen. Das war im Fall „Alte Münsterschule“ einfach, denn auf der Gesamtfläche mit 2830 Quadratmetern stand nur ein Objekt: die nicht mehr zu sanierende Grundschule. Es folgten aber weitere und sehr neuss-spezifische Probleme. So war die Bodendenkmalpflege zu beteiligen, die eine Immunitätsmauer eines mittelalterlichen Damenstifts im Erdreich unangetastet sehen wollte. Und Baurecht konnte mit Blick auf die Industriebetriebe im Hafen nur durch ein, wie es Dirk Brockmeyer vom Projektentwickler „Bouwfonds property development“ (bpd) formuliert, architektonisches Novum geschaffen werden: die „Neusser Fenster“. Sie prägen die Silhouette zur lauten Batteriestraße und sind wie glas-verkleidete Balkone gestaltet, „aber ohne Aufenthaltsfunktion“, wie Brockmeyer betont. „Baulich aufwändig“ und teuer, wie man vermuten darf.

Investoren sehen sich in der Innenstadt aber noch einer anderen (teuren) Herausforderung gegenüber: fehlenden Parkflächen. Im Quartier Alte Münsterschule wurde das durch den Bau einer großen Tiefgarage gelöst, die von der Quirinusstraße aus angesteuert wird. Über sie sind nicht nur alle Wohnungen erschlossen, sondern auch die Versorgungseinrichtungen wie zum Beispiel das Blockheizkraftwerk in der Heizzentrale.

Dass die Garage den ganzen Platz unterkellert, ist an der U-förmigen Bebauung an Quirinusstraße, Damenstift-Platz und der Zeile „Auf dem Ufer“, die die Häuser oberhalb der Batteriestraße erschließt, nicht abzulesen. Denn innerhalb dieses „U“ entstand eine grüne Mitte, von der für jedes der neun Stadthäuser ein eigener Garten abparzelliert und ein Spielplatz geschaffen wurde. „Eine ruhige Oase“, sagt Brockmeyer – und das kaum 59 Meter vom St. Quirinus-Münster entfernt.