Orts-SPD steht im Süden vor dem Umbruch

Die Sozialdemokraten wollen den Ortsverein Norf/Hoisten auflösen und die Partei neu ordnen.

Foto: woi/ati

Norf/Hoisten. Kaum im Amt, hat der neue SPD-Stadtverbands-Vorsitzende Sascha Karbowiak schon eine Großbaustelle zu bearbeiten. Denn weil der Ortsverein Norf/Hoisten erneut keinen Vorstand zusammenbekommen hat, hat die Kreis-SPD die Auflösung dieser 1949 gegründeten Parteigliederung verfügt. Im Ergebnis heißt das: Die SPD muss sich im Neusser Süden völlig neu aufstellen.

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Dazu sind außerordentliche Mitgliederversammlungen der verbleibenden drei Ortsvereine nötig, die sich ebenfalls auflösen und — dann vergrößert — neu gründen müssen. Vorstände sind neu zu wählen, Delegierte auch. Und im weiteren Verlauf muss auch die Zusammensetzung des erweiterten Stadtverbands-Vorstandes, den Karbowiak als Aufsichtsrat der Partei beschreibt, neu austariert werden. Der Lohn: Die Mitglieder des aufgelösten Ortsvereins erhalten wieder Anschluss an einen aktiven Verband, sagt Karbowiak.

Die strukturellen Probleme der SPD in Norf, Derikum und Hoisten spiegeln sich auch in den Wahlergebnissen wider. In allen drei Ortsteilen konnte die SPD zuletzt kaum einen Blumentopf gewinnen. 20,3 Prozent waren es bei der Kommunalwahl 2014. Norf (22,7 Prozent), lag kaum besser. In Derikum, von der Bevölkerungsstruktur eigentlich eher ein SPD-Bezirk, kam die Partei auf 27,3 Prozent — obwohl dort mit Reiner Breuer der Fraktionsvorsitzende im Rat und damals amtierende Landtagsabgeordnete kandidierte.

Aktuell ist der Ortsverein Norf/Hoisten durch keinen Stadtverordneten repräsentiert. Auch Wahlkreisbetreuer gibt es nicht. Das will Karbowiak ändern, wenn — womit er Mitte des Jahres rechnet — die Wahlkreise in Neuss neu zugeschnitten werden.

Federführend im Verfahren ist Daniel Rinkert als Vorsitzender der Kreis-SPD. Sie ist normalerweise die Ebene über den Ortsvereinen. Dass ein Stadtverband für die derzeit sieben Ortsvereine dazwischengeschaltet wurde, ist eine Neusser Besonderheit. „Wir mussten handeln“, sagt Rinkert. Denn jedes Mitglied habe Anspruch auf Anschluss an einen Ortsverein.

Diesem Argument beugte sich zuletzt auch der Vorstand im Ortsverein Rosellen um Ralph-Erich Hildebrandt, dem nun noch Norf zugeschlagen wird. „Bei uns waren die Widerstände groß“, sagt Hildebrandt, auch weil der OV bei Verteilaktionen einen weiteren Flächenortsteil bedienen muss. „Aber es gibt keine Alternative, damit keine weißen Flecken entstehen“, sagt er.

Hoisten — inklusive Speck, Wehl und Helpenstein, soll dem Ortsverein Südwest (Reuschenberg-West, Selikum, Weckhoven) zugeschlagen werden, Derikum geht an den OV Süd (Gnadental, Grimlinghausen Erfttal, Uedesheim). Dessen Vorsitzender Peter Ott betont, dieser Erweiterung schon vor Monaten im Prinzip zugestimmt zu haben.

Mit der Aufteilung verbindet die SPD die Erwartung einer aktiveren Politik für Norf und Hoisten — etwa in Form von Anträgen an den Bezirksausschuss. Zuletzt hatten Ott und Hildebrandt das mitverwaltet, mussten sich aber am Dienstag in diesem Gremium von Thomas Kracke (CDU) vorhalten lassen: „Von Euch wohnt ja keiner hier.“